Kölner Philharmonie

WDR Sinfonieorchester

Julia Fischer
Foto: Uwe Arens
Julia Fischer
Foto: Uwe Arens

Konzert - Suk, Tschaikowsky & Dvorák

Julia Fischer, Violine
Cristian Macelaru, Leitung


Josef Suk 1874-1935)
Fantasie für Violine und Orchester op. 24

Der tschechische Komponist Josef Suk war Schüler des Prager Konservatoriums, an dem er Violine und ab 1891 bei Antonín Dvorák Komposition studierte. 1892 trat Suk in das „Böhmische Streichquartett“ ein, das unter anderem von Johannes Brahms und Eduard Hanslick bewundert wurde. 1922 wurde Suk Kompositionslehrer am Prager Konservatorium und ab 1930 auch dessen Rektor. Am gesellschaftlichen und musikalischen Leben Prags war Suk wesentlich beteiligt. Nach seinem 60. Geburtstag zog er sich jedoch ins Privatleben zurück. Suks Frühwerke sind sehr von seinem Lehrer und Freund Antonín Dvorák geprägt. Vor den Sommerferien 1892 soll dieser Suk mit den Worten entlassen haben: „Jetzt ist es Sommer, schreiben Sie also etwas Heiteres, damit es nicht ständig die Großartigkeiten in Moll sind ...“ Das besondere Freundschaftsverhältnis zu seinem Lehrer fand übrigens seine Ergänzung in der leidenschaftlichen Liebe zu dessen Tochter Ottilie, die Suk schließlich im Jahre 1898 heiratete. Aufgrund der langen Spieldauer des Werkes könnte man Suks Fantasie fast als Violinkonzert gelten lassen, doch verfolgte der Komponist in diesem einsätzig-durchkomponierten Werk eine andere Strategie: Die Komposition ist aus mehreren kontrastierenden Abschnitten zusammengesetzt, die oft reprisenartig wiederkehren und so ein motivisch eng verzahntes Geflecht aufbauen. Dies gilt für den auftrumpfenden Beginn („Allegro impetuoso“), die ausgedehnten Marschepisoden („Allegro con spirito“), als auch für die wunderbar und umfangreich ausgesungenen Adagio- und Andante-Abschnitte, in denen man als Hörer gerne die Zeit vergisst. Auch ein Scherzo-Abschnitt („Allegretto scherzando“) fehlt nicht. In der Grundstimmung fühlt man sich öfters an das berühmte Violinkonzert von Jean Sibelius erinnert, das fast zur gleichen Zeit entstand, allerdings erst später aufgeführt wurde.
Spieldauer: ca. 25 Min.

Peter Tschaikowsky (1840 – 1893)
Sérénade mélancholique b-Moll für Violine und Orchester op. 26

Tschaikowskys „Sérénade mélancolique“ für Violine und Orchester in b-Moll, op. 26, ist ein kurzes, aber sehr ausdrucksstarkes Werk, das im Jahr 1875 entstanden ist – also nach seinem erfolgreichen ersten Klavierkonzert, das ebenfalls in b-Moll komponiert ist. Der Titel „Sérénade mélancolique“ deutet auf einen melancholischen Charakter hin und tatsächlich spiegelt das Stück eine tief empfundene emotionale Intensität wider. Der Komponist entwickelt ein sanftes russisches Thema, dessen „fast hieratisches Wellenrauschen“ offensichtliche Verwandtschaft mit dem des zweiten Satzes des Klavierkonzerts aufweist. Aber die beschwörende Atmosphäre der Serenade liegt in der sanften Beharrlichkeit, mit der Tschaikowsky völlig unpompös die wenigen thematischen Zellen von einem Instrument aufs andere verlegt, wobei die Solovioline sozusagen die leitende Funktion übernimmt. Im etwas bewegteren Mittelteil kann die Violine in den virtuoseren Bereich ausweichen, bevor die hypnotischen Akzente des Anfangs wiederkehren und durch ihre unwiderstehliche Wiederholung den wandernden Geist dieses großartigen Werkes betonen. Die "Sérénade mélancolique" zeichnet sich durch eine introspektive und lyrische Atmosphäre aus. Tschaikowsky, ein Meister der Emotionalität, nutzt die Violine, um eine reiche Palette von Gefühlen auszudrücken, von tiefer Melancholie bis hin zu leidenschaftlichen Höhepunkten.
Spieldauer: ca. 9 Min.

Antonín Dvorák (1841 – 1904)
Sinfonie Nr. 7 d-Moll op. 70

Antonín Dvorák gilt neben dem um eine knappe Generation älteren Bédrich Smetana als der wichtigste Vertreter einer tschechischen Nationalmusik im 19. Jahrhundert. Er wurde 1841 in Nelahozeves geboren, einem kleinen an der Moldau gelegenen Dorf nördlich von Prag. Seinen Unterhalt verdiente er später zunächst als Mitglied einer Musikkapelle, die hauptsächlich Unterhaltungs- und Tanzmusik spielte. Mit der ganzen Kapelle wechselte Dvorák nach einiger Zeit zum Prager Interimstheater, spielte dort zwölf Jahre die erste Bratsche und lernte dabei die damals gängige Opern- und Konzertliteratur kennen. Auch die Uraufführung der
„Verkauften Braut“ seines Landsmannes Smetana erlebte Dvorák als Bratscher im Orchestergraben. Seit 1862 komponierte er Kammermusik, Opern, Kantaten und Sinfonien. Seit Ende der 1870er Jahre geschah dies mit zunehmendem äußeren Erfolg, der es ihm sogar erlaubte, sich ein Sommerhaus in Südböhmen zu kaufen, in dem er mit seiner Familie die Sommermonate zu verbringen pflegte. Seit 1891 wirkte Dvorák als Kompositionslehrer am Prager Konservatorium. Im gleichen Jahr erhielt er sowohl von der tschechischen Universität Prag wie auch von der Universität Cambridge die Würde eines Ehrendoktors verliehen. Von
1892 bis 1895 weilte Dvorák als Direktor des New Yorker Konservatoriums in den Vereinigten Staaten und komponierte dort unter anderem seine berühmteste Sinfonie „Aus der Neuen Welt“. Während der Proben zu seiner letzten Oper Armida erkrankte Dvorák. Am 1. Mai 1904 starb er in seiner Prager Wohnung an einem Gehirnschlag und wurde vier Tage später unter großer Anteilnahme der Bevölkerung in einem Ehrengrab auf dem Prager Vyšehrad-Friedhof hoch über der Moldau beigesetzt. Am 13. Juni 1884 wurde Dvorák von der London Philharmonic Society zum Ehrenmitglied ernannt und gleichzeitig aufgefordert, eine neue Sinfonie zu schreiben. Die Partitur dieser Sinfonie wurde am 17. März 1885 abgeschlossen. Im folgenden Monat, am 22. April, wurde das Werk in der Londoner St. James' Hall unter der Leitung des Komponisten uraufgeführt. Die Premiere wurde zu einem großen Erfolg für Dvorák. Einige Verwirrung herrscht hinsichtlich
der Nummerierung der Sinfonien des tschechischen Komponisten. Die Sinfonie in d-Moll trägt auf dem Titelblatt der eigenhändigen Partitur die Bezeichnung „6. Symphonie“, in der zeitlichen Abfolge der komponierten Sinfonien steht sie jedoch an siebter Stelle. Da sie jedoch als zweite im Druck erschien, begegnet man ihr gelegentlich sogar unter dieser Nummer. Im Kopfsatz mit der Tempobezeichnung „Allegro maestoso“ dominiert die Stimmung der Strenge und Düsternis. Der Satz gipfelt in einer großartigen, an Beethoven und Brahms erinnernden Steigerung. Ihm folgt Dvoráks vielleicht schönster langsamer Satz (Poco adagio).
Holzbläser und Streicher tragen als erstes Thema eine achttaktige, zweiteilige Melodie von klassischer Klarheit vor. Sie bildet das Ausgangsmaterial für eine reich und differenziert angelegte Bearbeitung, die den Satz prägt. Auch die lange Coda ist von großer Schönheit. An dritter Stelle steht ein dreiteiliger Satz, der trotz seiner Tempobezeichnung „Scherzo-Vivace“ wenig mit der Heiterkeit der üblichen Scherzi zu tun hat, wie denn überhaupt über dem ganzen Werk ein düsterer, grüblerischer und bisweilen trotzig-aggressiver Ton liegt, der so gar nicht zum gängigen Klischee des fröhlichen und unbeschwert aufspielenden böhmischen
Musikanten Dvorák passen will. Das „Finale-Allegro“ bietet allerdings eine reiche Melodienfolge von unverwechselbar Dvorák'scher Prägung.
Spieldauer: ca. 38 Min.

Christoph Prasser

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Letzte Aktualisierung: 28.04.2024 17:01 Uhr     © 2024 Theatergemeinde BONN | Bonner Talweg 10 | 53113 Bonn