Kölner Philharmonie

Philharmonia Orchestra

Santtu-Matias Rouval
Foto: Mark Allan
Santtu-Matias Rouval
Foto: Mark Allan

Konzert - Rachmaninow & Schostakowitsch

Bruce Liu, Klavier
Santtu-Matias Rouvali, Dirigent



Sergej Rachmaninow (1873-1943)
Konzert für Klavier und Orchester Nr. 2 c-Moll op. 18

Rachmaninow entstammte einer musikalischen Familie, die ihm schon früh qualifizierten Instrumentalunterricht ermöglichte. 1882-1885 studierte er am Petersburger Konservatorium, von dem er aber schließlich nach Moskau wechselte, wo er sein Studium der Komposition und als Konzertpianist abschloss. Als Pianist wurde er dann auch schnell in Russland bekannt und erhielt eine Anstellung als Klavierlehrer am Martynow-Institut, wo er später auch als Dirigent tätig war. Während die Aufführung seiner 1. Sinfonie ohne große Resonanz blieb, hatte eine Aufführung mit anderen eigenen Kompositionen in London einen durchschlagenden Erfolg. Nach der russischen Revolution 1917 verließ Rachmaninow seine Heimat, lebte zunächst einige Zeit am Vierwaldstätter See, bevor er 1935 endgültig in die Vereinigten Staaten übersiedelte. Zu seinen Lebzeiten stand der Komponist Rachmaninow oft im Schatten des glänzenden Pianisten, der sich als Chopin- und Liszt-Spieler einen Namen machte. Heute stehen vor allem seine Klavierkonzerte, die „Paganini-Variationen“ und die Klavierstücke im Blickfeld des Interesses, während seine Opern, Sinfonien und Chorkompositionen selten auf dem Konzertspielplan zu finden sind. Am 15. März 1897 fand in Petersburg die Uraufführung der ersten Sinfonie Rachmaninows statt. Das Konzert war ein derartiger Misserfolg, dass der Komponist in schwere Depressionen verfiel und seiner Kunst ganz abschwören wollte. Auf Anraten von Freunden begab er sich schließlich in die Behandlung eines angesehenen Hypnosearztes, nd er beschreibt die eigenen Fortschritte der Therapie wie folgt: „... obwohl es unglaublich erscheint, hat diese Kur mir wirklich geholfen. Im Frühsommer (des Jahres 1900) begann ich wieder zu komponieren. Ich wurde von musikalischen Einfällen überschüttet, die in mir heranwuchsen und für mein Klavierkonzert mehr als ausreichend waren.“ Die Rede ist hier von Rachmaninows 2. Klavierkonzert in c-Moll. Bei der Uraufführung der Schlusssätze des Werkes, das der Komponist in Dankbarkeit für die überstandene Krise seinem Arzt gewidmet hatte, zollten Publikum und Presse dem Werk gleichermaßen Anerkennung. Man schrieb, es sei „voller Poesie, Schönheit, Wärme, wunderbar orchestriert und von gesunder, mitreißender und schöpferischer Kraft.“ Von diesem Erfolg beflügelt beendete der Komponist das Konzert innerhalb weniger Wochen. Heute gehört es zu seinen berühmtesten und meistgespieltesten Werken. Das „Moderato“ des 1. Satzes beginnt mit einer achttaktigen, von massiven Akkorden des Klaviers getragenen Einleitung, deren dynamisches Spektrum vom pianissimo zum fortissimo reicht. Über rauschenden Arpeggien intonieren Violinen, Bratschen und Klarinetten, später auch die Celli das Hauptthema. Nach einer kurzen Überleitung der Bratschen stimmt das Klavier das zweite Thema in der Paralleltonart an. Der Satz erfährt eine gewaltige Steigerung, die in einem Fortissimo-Akkord ihren Höhepunkt findet. Der dichte, akkordische Klaviersatz dieser Passage ist eine stilistische Eigenart Rachmaninows. Auffallend ist der Verzicht auf die
Kadenz am Satzende, die man aber aufgrund der an sich schon immensen Virtuosität des Soloparts nicht wirklich vermisst. Der langsame 2. Satz („Adagio sostenuto“) stellt nach einer kurzen Einleitung das Hauptthema in den Flöten vor. Die Ähnlichkeit mit dem zweiten Thema des Kopfsatzes ist auffallend und
gewollt. Der weitere Verlauf des Satzes bringt immer neue Veränderungen dieses Hauptgedankens, die in einer Solokadenz münden. Das Finale des 3. Satzes („Allegro scherzando“) verknüpft Elemente von Sonaten- und Rondo- Form. Auch hier hat das zweite Thema eine gewisse Ähnlichkeit mit einem Seitengedanken
des Kopfsatzes, ein weiterer Beweis für die zyklische Form des Werkes, das auch in einer Verknüpfung aller in den drei Sätzen vorgekommenen Themen endet. Besondere Berühmtheit erhielt das Werk durch den Film „Das verflixte siebte Jahr“, in dem Marilyn Monroe sich zu den Klängen des 2. Satzes verführen lässt.
Spieldauer: ca. 35 Min.

Dmitrij Schostakowitsch (1906 - 1975)
Sinfonie Nr. 10 e-Moll op. 93

Der russische Komponist Dmitrij Schostakowitsch war lange Zeit seines Lebens den künstlerischen Repressalien der Stalinzeit ausgesetzt. Und so wurde seine Musik sehr oft von der offiziellen Kulturkritik der UDSSR befehdet, während er gleichzeitig bedeutende Auszeichnungen und Ehrungen von westlichen Kultureinrichtungen erhielt. Dieser Spagat zwischen künstlerischer Eigenständigkeit und unfreiwilliger Anpassung zieht sich wie ein roter Faden durch sein Gesamtwerk, vor allem in seinen Sinfonien. Schostakowitsch war so gebunden an die kulturpolitischen Entwicklungen der Sowjetunion wie kaum ein anderer
Komponist seiner Zeit. Im Gegensatz zu Prokofjew oder Strawinsky war er kein musikalischer Weltbürger. Sein gesamtes Frühwerk wird in der Musikwissenschaft als Zeit der „experimentellen Jahre“ beschrieben. Er nahm sich Vorbilder wie Mussorgskij, Tschaikowsky oder Alban Berg und formte aus deren Werken kühne Neukompositionen. So war z.B. seine Oper „Die Nase“ das Ergebnis seiner Auseinandersetzung mit Bergs Oper „Wozzeck“. Der spätere Schostakowitsch verleugnete diese Jahre nie. Trotz mehrfacher politischer Anfechtung ging Schostakowitsch stets seinen geraden Weg. Während der Stalin-Ära musste er sich zweimal vor Gericht verantworten. Für einen westlichen Beobachter mag es nicht nachvollziehbar sein, dass er nach der zweiten Anhörung den Kopf aus der Schlinge zog, indem er nach außen hin reine Lippenbekenntnisse ablegte und ansonsten in eine innere Emigration ging. Was er wirklich dachte vertraute er seiner Musik an. Der Wille zu schaffen und zu überleben war der Grund für seine scheinbare politische Kapitulation, die aber niemals eine künstlerische wurde. Stalins Tod im Jahre 1953 führte schließlich mehr und mehr zu einem politischen „Tauwetter“ in der Sowjetunion, das auch neue künstlerische Entwicklungen begünstigte. Das galt auch für Schostakowitsch, der nach jahrelangem Verzicht auf eine Fortsetzung seines sinfonischen Werkes in dieser Periode mit seiner zehnten Sinfonie wieder ein großes sinfonisches Werk schuf, das vielen als seine beste Sinfonie überhaupt gilt. In seinen von Solomon Volkov herausgegebenen (in ihrer Zuverlässigkeit allerdings recht umstrittenen) Memoiren mit dem Titel „Zeugenaussage“ äußert sich der Komponist folgendermaßen zu diesem Werk: „Ich konnte einfach keine Apotheose auf Stalin schreiben. Aber ich portraitierte ihn in meiner Sinfonie, die ich gleich nach seinem Tode schrieb, und keiner hat bisher erraten, worum es in ihr geht. Sie handelt von Stalin und den Jahren der Stalin-Herrschaft. Der zweite Teil, das Scherzo, ist sein Portrait, grob gesagt. Es sind natürlich noch andere Dinge darin, aber das ist die Grundlage.“ Vor allem aufgrund dieser „anderen Dinge“ zeichnet sich für uns heute dieses Werk aus: die Souveränität der kompositorischen Arbeit zur Bewältigung der großräumigen und dramatischen Konzeption, das organische Wachstum des gewaltigen Ganzen aus einigen wenigen thematischen Keimzellen, so etwa einem kleinen dreitonigen Motiv, mit dessen Wiederholung und Verarbeitung drei der vier Sätze beginnen, dazu der Reichtum und die Üppigkeit der Orchesterfarben. In ihrer Gesamttonlage ist diese Sinfonie auf Trauer und Klage, allenfalls auf leise Hoffnung gestimmt. Die Tonfolge „D - Es - C - H“, die den Initialen des Namens des Komponisten entspricht, spielt auch hier, wie in vielen anderen seiner Werke, vor allem im Schlusssatz eine Rolle. Die Bezeichnungen der vier Sätze des Werkes lauten: I. Moderato, II. Allegro, III. Allegretto und IV. Andante.
Aufführungsdauer: ca. 55 Min.





Christoph Prasser

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Letzte Aktualisierung: 27.04.2024 18:01 Uhr     © 2024 Theatergemeinde BONN | Bonner Talweg 10 | 53113 Bonn