Kölner Philharmonie

Gürzenich-Orchester Köln

Jan Lisiecki
Foto: Dorn Music
Jan Lisiecki
Foto: Dorn Music

Nordwind
Konzert - Salonen, Grieg & Sibelius

Jan Lisiecki, Klavier
Tarmo Peltokoski, Dirigent


Esa-Pekka Salonen *1958)
»Helix« (2005)

Der Name Esa-Pekka Salonen steht nicht nur für einen international anerkannten Dirigenten, sondern zunehmend auch für einen Komponisten, dessen Werke weltweit aufgeführt werden. Esa-Pekka Salonen wurde 1958 in Helsinki geboren. Er studierte Horn, Dirigieren und Komposition an der heimischen Sibelius Akademie und später in Italien, u.a. bei Donatoni und Castiglioni. Sein dirigentisches Debüt feierte er 1979 mit dem Finnischen Radio Sinfonieorchester. Den Startschuss zu seiner internationalen Karriere gaben jedoch sein kurzfristiges Einspringen bei einem Konzert des Philharmonia Orchestra 1983, was ihn
schlagartig in die erste Reihe der weltweit renommierten Dirigenten beförderte, und ein Jahr später sein erster Auftritt in Amerika mit dem Los Angeles Philharmonic Orchestra, das er bis zur Übernahme des Orchesters als Music Director 1992 regelmäßig dirigierte. In jüngster Zeit konzentriert sich Salonen vermehrt auf seine Kompositionsarbeit. Für das New York Philharmonic Orchestra arbeitet er im Jahre 2015 als „Composer in Residence“. Das Komponieren hat in Esa-Pekka Salonens künstlerischem Wirken einen gleichgewichtigen Stellenwert neben dem Dirigieren eingenommen. Als Komponist werden Salonens Werke
regelmäßig auf der ganzen Welt aufgeführt. „Helix“ für Orchester wurde von der BBC in Auftrag gegeben und am 27. August 2005 bei den Proms vom World Orchestra for Peace unter dem Dirigenten Valery Gergiev, dem das Stück gewidmet ist, uraufgeführt. Helix hat eine Dauer von etwa 9 Minuten und ist in einem durchgehenden Satz komponiert. Salonen verglich die Form des Werks mit einer Spirale oder einer Spule und schrieb in den Programmnotizen der Partitur: „Der Ablauf von Helix ist im Grunde der eines neunminütigen Accelerandos. Das Tempo wird schneller, aber die Notenwerte der Phrasen werden entsprechend länger. Es ändert sich also nur das Verhältnis des Materials zum Puls, nicht unbedingt der Eindruck der Geschwindigkeit selbst. Daher die Spiralmetapher: Das Material (das im Wesentlichen aus zwei verschiedenen Phrasen besteht) wird durch sich ständig verengende konzentrische Kreise getrieben, bis die Musik einen Punkt
erreicht, an dem sie aufhören muss, weil sie nirgendwo mehr hin kann.“
Spieldauer: ca. 9 Minuten

Edvard Grieg (1843 - 1907)
Konzert für Klavier und Orchester a-Moll op. 16 (1868)

Edvard Grieg wurde am 15.6.1843 in Bergen (Norwegen) geboren. Nach häuslichem Unterricht ging er 1858 an das Leipziger Konservatorium, wo er bei Ignaz Koscheres Klavierspiel, bei Moritz Hauptmann Musiktheorie und bei Karl Reinecke Komposition studierte.Später setzte er sein Studium in Kopenhagen fort, fand aber auch dort nicht, was er unausgesprochen und unbestimmt suchte. Dies wurde ihm erst klar, als er in seiner Heimat mit Rikard Nordråk in Verbindung kam. „Erst durch ihn lernte ich die norwegischen Volksweisen und meine eigene Natur. Wir verschworen uns gegen den Mendelssohn-verweichlichten Skandinavismus und schlugen mit Begeisterung neue Wege ein.“ Diese Aussage versteht man besser, wenn man weiß, dass die Begründer einer eigenständigen Musik in den skandinavischen Ländern zum Teil aus Deutschland kamen, oder unter dem Einfluss deutscher Meister standen, in erster Linie eben der beiden Romantiker Felix Mendelssohn-Bartholdy und Robert Schumann. Von diesen Meistern übernahmen sie wohl die „Romantik“, reicherten sie aber mit ihrer eigenen Vielfalt an musikalischen Einfällen an. Daraus wäre wohl ein „Skandinavismus“ entstanden, dem die Substanz zu einer selbstständigen Weiterentwicklung gefehlt hätte, wenn nicht die skandinavischen Länder Talente wie Grieg hervorgebracht hätten, die diese Gefahr erkannten und sie zu steuern wussten. Über genügende Musikalität verfügten sie spielerisch, um auf Nachahmung verzichten zu können. Später bereiste Grieg noch Rom und lernte auch Franz Liszt kennen. Henrik Ibsen, der auf literarischem Gebiet die gleichen Wege beschritt, wurde sein Freund und bescherte uns so die zwei wundervollen Peer Gynt-Suiten, die Grieg heute weltweit populär halten. Diese Suiten – und vor allem sein einziges Klavierkonzert – gehören zu seinen bekanntesten Werken.Im Sommer 1868 – mit fünfundzwanzig Jahren – machte er sich in der Abgeschiedenheit eines Gartenhauses im dänischen Sölleröd (nahe Kopenhagen) an die Arbeit zu seinem Klavierkonzert in a-Moll. Seine gerade zwei Monate alte Tochter Alexandra und seine Frau Nina, eine bedeutende Interpretin seiner Vokalwerke, begleiteten ihn in die dänische Sommeridylle. Griegs Plan, bis zum Herbst die Komposition abgeschlossen zu haben, um das Konzert an Weihnachten uraufführen zu können, erfüllte sich allerdings nicht. Es schaffte in diesem Sommer nur die Skizzen und Entwürfe zu diesem Werk und der Kompositionsprozess zog sich bis weit ins Jahr 1869 hin. Die Form und der Stimmungsgehalt des dreisätzigen Klavierkonzerts op.16 erinnern zum Teil an Robert Schumann, die Durchführung aber mehr an Franz Liszt; dennoch handelt es sich um eine völlig eigenständige, norwegische Musik des Komponisten. Der erste Satz beginnt vollgriffig mit einem für Grieg typischen absteigenden Motiv. Dann folgt das Hauptthema, anfänglich rhythmisch markant, dann sanglich-lyrisch; auch das Seitenthema der Celli ist stark lyrisch. Nach einer rhapsodischen Durchführung folgt eine große Kadenz mit kurzer Coda, die die Einleitung wiederholt. Der zweite Satz (Adagio) bringt eine ruhige, breit angelegte Melodie, die das Klavier zu einer mächtigen Steigerung führt. Dieser Satz lädt den Zuhörer, wie wenig andere in der Konzertliteratur, zum Träumen ein. Gerade der Satzbeginn und das langsam einsetzende Klavier entfalten den vollen Zauber spätromantischer Musik, gepaart mit skandinavischem Charme.
Im unmittelbar anschließenden Finale trägt das Klavier norwegische Tanzrhythmen vor. Eine Flötenkantilene folgt, dann setzt nach einer kurzen Kadenz eine Stretta ein, die mit dem lyrischen Seitenthema fortissimo triumphierend ausklingt.
Spieldauer: ca. 30 Min.

Jean Sibelius 1865 – 1957)
Sinfonie Nr. 2 D-Dur op. 43 (1900–02)

Auch das dritte Werk des heutigen Konzertes führt in den hohen Norden Europas. Jean Sibelius wurde 1865 im finnischen Hämeenlinna geboren. Er studierte unter anderem bei dem deutschstämmigen Musikprofessor, Komponisten und Sammler finnischer Volkslieder Richard Falten und vor allem bei dem in Deutschland ausgebildeten Martin Wegelius, der 1882 das Musikinstitut in Helsinki gegründet hatte. Von 1889 bis 1891 studierte Sibelius in Berlin bei Albert Becker und in Wien bei Karl Goldmark und Robert Fuchs. 1891 kehrte er von seinen Studienaufenthalten zurück und arbeitete zunächst in Helsinki als Musiklehrer an der
Universität. Die Etablierung als freischaffender Komponist erfolgte erst Jahre später, nachdem er durch eine Staatsrente finanzielle Unabhängigkeit erlangt hatte. Er komponierte unter anderem Sinfonische Dichtungen, Orchestersuiten, sieben Sinfonien, ein Violinkonzert, Kammermusik, Chorwerke und eine Oper.
Seine zweite Sinfonie in D-Dur op. 43 begann Jean Sibelius im Winter 1900 im italienischen Rapallo. Er vollendete sie 1902 in Finnland. Die Uraufführung fand am 8. März 1902 mit der „Helsinki Philharmonic Society“ unter der Leitung des Komponisten statt. Die Stimmung der viersätzigen 2. Sinfonie ist freudig und leicht. Man merkt sofort, dass sie in Italien konzipiert wurde, wenngleich sie durch und durch Finnisch ist. Der erste Satz hat Sonatenform, aber mit drei Themen, von denen das erste, von den Holzbläsern intoniert, eine pastorale Stimmung bringt, die auch den anderen Themen lebhafte Züge verleiht. Im zweiten Satz verdüstern
Paukenwirbel, Streicherpizzicati und Fagottmelodien die Heiterkeit des vorangehenden. Tiefem Seelenschmerz wird im zweiten Satz deutlich Ausdruck verliehen. Das Scherzo des dritten Satzes wirbelt eilig dahin, im Trio erklingt eine kantable Oboenmelodie. Nach der Reprise setzt hymnisch das Finale ein, das mit einem strahlenden Bläserchoral, dem trotz aller Lebensfreude immer noch etwas von der Melancholie der finnischen Landschaft anhaftet, endet.
Spieldauer: ca. 45 Min.


Chrisoph Prasser

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Letzte Aktualisierung: 27.04.2024 21:01 Uhr     © 2024 Theatergemeinde BONN | Bonner Talweg 10 | 53113 Bonn