PerforMe - Jugen Ensemble Marabu - Kultur Nr. 180 - Oktober 2023

Ich-Darstellung oder eigenes Selbst?

Als Richard David Prechts Buch „Wer bin ich – und wenn ja, wie viele?“ zum Bestseller aufstieg, waren die neun jugendlichen Spielerinnen und Spieler noch Kinder, und ­Instagram gab es auch noch nicht. Unter der künstlerischen Leitung von Tina Jücker und Claus Overkamp haben sich die Mitglieder des Jungen Ensembles Marabu (JEM) nun gefragt, was der permanente Zwang zur optimalen Selbstdarstellung mit ihnen macht. Die Qualität unserer Performance bestimmt, ob und wie wir wahrgenommen werden. Wer sich dem verweigert, existiert im öffentlichen Bewusstsein nicht. Aber gibt es jenseits der Bilder, mit denen wir uns präsentieren, doch noch so etwas wie ein wahres Ich?
Schrill geschminkt und kostümiert erscheinen sie singend und tanzend auf der Bühne. Alle kämpfen um Aufmerksamkeit und versuchen sich mit ihren Erscheinungen und Talenten zu überbieten. Nach und nach kommen eigene Gefühle und Erfahrungen zum Vorschein: „Ich sage nicht: Ich habe vergessen, wer ich sein will, wer ich bin“. Sie sind jeweils auf ihre Weise unterwegs zu einer unverwechselbaren Identität und entfalten dabei ihre ganz eigenen Sorgen und Hoffnungen – mal sehr ernsthaft, mal auch fröhlich überdreht zwischen Popmusik und Live-Videos. Gibt es unter all den Schalen einen Kern? Ibsens berühmte Metapher aus seinem frühen Drama Peer Gynt erscheint hier ganz neu – sogar riechbar, wenn sie live am Bühnenrand Zwiebeln zerschneiden. PerforMe, stellt unterhaltsam virulente Fragen zur Selbstbehauptung in einer vernetzten Welt und zur Selbstfindung im Taumel der eigenen und fremden Wahrnehmung. Auch für Erwachsene sehenswert! E.E.-K.
Empfohlen für Publikum ab 14 Jahren.

Spieldauer ca. 1 Stunde, keine Pause

Freitag, 01.12.2023

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