Rita Hoffmann: Ein neues Blau von Tom Saller

Kultur Nr. 172 - Oktober 2022

Wären Sie sofort darauf gekommen bei diesem Titel, dass es sich hier im ganz weiten Sinne um die Berliner Porzellan-Manufaktur handelt, um die Geschichte vom Wachsen der Großstadt, insbesondere um die Geschichte der Juden vor und in der Nazi-Zeit in Berlin?
Die Hauptfigur Lili, deren Mutter früh stirbt, wächst bei ihrem Vater auf, der sich rührend um sie kümmert, zusammen mit einem japanischen Freund, die beide aus dem heranwachsenden Mädchen eine ungewöhnliche sehr gebildete junge Frau machen. Und es geht um Porzellan. Lili und die Familie des ­Direktors der Manufaktur werden zu Freunden, und der Kreis schließt sich in unserer Zeit, als die junge Anja zur „Gesellschafterin“ bei der inzwischen sehr alten Lili wird, die ihr ihre Geschichte erzählt.
Es ist eine uns allen bekannte Geschichte, die Nazi-Zeit und die Verfolgung der Juden, sie ist aber nie „ver-altet“ und sollte unvergessen bleiben, also wird es immer wieder Bücher geben, die mit neuen und anderen Aspekten ähnliches erzählen. Sie sind – finde ich – ­allemal lesenswert. Der Autor dieses Buches hat vor einigen Jahren Wenn Martha tanzt geschrieben, das ich Ihnen auch vorgestellt habe (kultur 153 – Februar 2019).
Dieses neue Buch lebt auch ein bisschen von dem Zwiespalt zur Sprache und Denkweise der jungen Anja, für die alles neu und unbekannt ist, was Lili erzählt. Sie öffnet sich nur langsam, aber sie tut es, und je mehr sie hört und versteht, umso mehr lösen sich auch ihre eigenen Probleme und sie wächst am Schicksal der anderen. Dadurch auch wird es ein gutes Buch, das, sollten Sie es lesen, auch Ihnen gefallen und Neues bieten wird.

Dienstag, 01.11.2022

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