Bestimmt wird alles gut - JTB im Metropol - kultur 129 - Oktober 2016

Bestimmt wird alles gut
Foto: Rolf Franke/by actorsphotography.de
Bestimmt wird alles gut
Foto: Rolf Franke/by actorsphotography.de

Von Flucht und Ankunft



Der „Stern“ nannte Kirsten Boies Anfang 2016 erschienene Erzählung das „aktuell wichtigste Kinderbuch“. Das Besondere an Bestimmt wird alles gut: Das schön illustrierte Buch ist zweisprachig formuliert, auf Deutsch und Arabisch. Der Regisseurin ­Konstanze Kappenstein gelingt es, in ihrer auf zwei Figuren reduzierten Bühnenfassung dieses Merkmal ganz unangestrengt einzubeziehen.
Emma ist ein fröhliches Mädchen und immer zu lustigen Streichen aufgelegt. Und dann taucht eine neue Schülerin in der Klasse auf. Sie ist ein bisschen unsicher und kann kein Deutsch. Ihren Namen Rahaf schreibt sie arabisch. Aber Minions mag sie ebenso wie Emma. Die beiden Kinder verständigen sich einfach intuitiv und finden schnell Spaß ­daran, Dinge unterschiedlich zu benennen. Auf der Bühne im Metropol-Kuppelsaal tollen Emma und Rahaf munter herum in einem Meer aus weißen Schaumstoff-Schnipseln und neuen Wörtern. Bis ein harmloser Knall Rahaf plötzlich in Panik versetzt und die Erlebnisse der Flucht aus der syrischen Stadt Homs wachruft.
Für die Uraufführung hat das Junge Theater Bonn zwei hervorragende junge Profi­schauspielerinnen (beide Jahrgang 1989) engagiert. Sabrina Sauer spielt die erfrischend neugierige 10-jährige Emma, die mit ihrem kleinen Bruder bei ihrer alleinerziehenden Mutter in einer bescheidenen Mietwohnung lebt. Lina Zaraket (im Libanon aufgewachsen und sowohl Arabisch wie Deutsch sprechend) ist eine Idealbesetzung für die Rolle der gleichaltrigen Rahaf, deren große Familie in Homs ein schönes Haus mit vielen Zimmern und einem wunderbaren Garten besaß.
Die Inszenierung zieht mit einem dramatischen Kunstgriff Emma in Rahafs Geschichte hinein und lässt beide gemeinsam sowohl das Kirmeskarussell-Vergnügen in Homs erleben wie den Bombenterror und die Demütigungen auf dem Weg nach Europa.
In der Ausstattung von Jule Dohrn-van Rossum reichen wenige Requisiten, um alle Situationen spielerisch herzustellen. Unter der Schulbank erscheint als Zeichnung das Domizil, wo alle Generationen glücklich zusammen lebten. Die Oma, die Tanten, die Eltern und Rahafs zahlreiche Geschwister. Auf der Bühne präsentiert durch allerhand putzige Kuscheltiere, deren Menge und Gastfreundschaft Emmas Kleinfamilien-Erfahrungen lus­tig durcheinanderwirbelt. Dann kam ein Krieg, der alles zerstörte und Rahafs gutbürgerliche Familie auf ein Schlepperboot nach Italien und weiter nach Deutschland trieb. In einer der schönsten Szenen der Aufführung vereinen sich die beiden Mädchen zärtlich zu einem schiffbrüchigen Geschöpf, das tapfer schwimmend das rettende Ufer erreicht. Am folgenden Schultag werden sie sich nach einem dramatisch geteilten Albtraum freundschaftlich begegnen. Rahafs Eltern sind nicht glücklich in der neuen Umgebung. Aber vielleicht wird doch noch alles gut.
Religiöse Differenzen und Politik sind in der Inszenierung ausgeblendet. Es geht um die elementaren Lebensrechte, deren Wert sozusagen kinderleicht zu begreifen ist. E.E.-K.

Spieldauer ca. 60 Min., keine Pause
nächster Termin: 7.11. - 17:00 Uhr
Empfohlen für Publikum ab 6 Jahren.

Donnerstag, 15.12.2016

Zurück

Merkliste

Veranstaltung

Momentan befinden sich keine Einträge in Ihrer Merkliste.


Letzte Aktualisierung: 25.04.2024 21:01 Uhr     © 2024 Theatergemeinde BONN | Bonner Talweg 10 | 53113 Bonn