Die Willi Ostermann-Revue - Kleines Theater Bad Godesberg - kultur 109 - Oktober 2014

Die Willi Ostermann-Revue
Foto: Kleines Theater Bonn
Die Willi Ostermann-Revue
Foto: Kleines Theater Bonn

Heiterer Export aus Colonia

Heiterer Export aus Colonia

Dass Bönnsche Mädcher mindestens genausogut bützen wie die aus der benachbarten Metropole, wissen alle hiesigen Karnevalisten aus bester Erfahrung. Die Wartezeit bis zur nächsten Session konnte man nun zum Saisonbeginn in Bad Godesberg überbrücken. Willi Ostermanns rheinische Seele, klug geerdet von einem spielerisch und sängerisch fabelhaften Bühnen-Team, war ein liebenswerter Glücksfall. Spätestens bei der schrägen Polonaise in der Poppelsdorfer Villa Billa war Schunkeln angesagt. Und natürlich folgte aus den Zuschauerreihen auch punktgenau das „Miau“ auf „De Wienanz han ‘nen Has em Pott“.
Man muss des kölschen Idioms jedoch nicht mächtig sein, um Vergnügen zu haben an der Willi Ostermann-Revue von Volker Hein und H.P. Katzenburg. Der Schauspieler Hein, auch verantwortlich für die einfallsreiche Regie, führt charmant durch die Lebensgeschichte des Kölner Volkssängers, der 1936 kurz vor seinem 60. Geburtstag starb. Von der Kindheit auf der „schäl Sick“ in Mülheim und Deutz bis zur Ankunft im Himmel reicht der mit vielen Anekdoten, einigen Originaltönen und kleinen kritischen Anmerkungen gespickte Rückblick auf die steile Karriere des populären Künstlers. Der allen Noten gewachsene Musiker H.P. Katzenburg, auch verantwortlich für die bezaubernde Ausstattung, am Klavier mischt als Hommage an Bonn gleich zu Beginn einen Beethovenschen Götterfunken ins heitere Potpourri und kommentiert auf den Tasten höchst amüsant die elterlichen Nöte auf der Suche nach einem Bräutigam: „Et Stina muss ‘ne Mann han“. Zugegeben: Fräulein Stina geizt im dazugehörigen Video-Einspieler entschieden mit weiblichen Reizen. Aber wer den lustigen Mini-Film „Wer hät dat vun der Tant gedaach“ verpasst, weiß nicht, wie dramatisch Kölner Nächte enden können.
Als echter rheinischer Adel entpuppt sich das Ehepaar Schmitz (Anne Schröder und Johannes Fromm). Bis der virtuelle Kneipenwirt den Laden zumacht und vor der Projektionsfläche auf wundersame Weise die Biergläser dennoch wieder echt gefüllt sind. „Dem Schmitz sing Frau is durchgebrannt“ erfordert schließlich eher ein frisches Kaltgetränk als die Feuerwehr. Der hochdeutschen Phase im Schaffen Ostermanns in den 1930er Jahren widmet die intelligente Aufführung ein paar Streiflichter. Die inoffizielle Kölner Hymne „Ich mööch zo Foß no Kölle jon“ verboten die Nazis im Zweiten Weltkrieg als heimliche Aufforderung zur Desertion. Lange Fußmärsche konnte man sich nun ersparen, weil der kurzweilige Liederabend im Bonner Süden gastierte.
E.E.-K.
Die letzte Aufführung war leider schon am 16.09.14

Dienstag, 11.11.2014

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