Una Notte Speciale - Contra-Kreis-Theater- kultur 108 - Juli 2014

Köstliches Italien-Feeling


Köstliches Italien-Feeling
Man wird sich irgendwann erinnern an das Schneechaos damals in den Dolomiten und die Skihütte, in der die Geschichte begann. „A far l’amore comincia tu“ ist Jahre später in Mailand angesagt. Dort haben sich nämlich Gloria und Marco verlobt. Was eigentlich ein Grund zum Feiern wäre. Wenn die beiden Väter nicht seit ihrer Militärzeit in inniger Feindschaft verbunden wären. Glorias sympathisch bodenständiger Papa Paolo, ein Pizzabäcker aus Sizilien, hält rein gar nichts von der Gourmetküche Alessandros. Dieser lädt seinem Sohn Marco zuliebe dennoch Gloria und ihre Eltern zu einem Abendessen in sein benachbartes Nobelrestaurant ein, was nicht nur wegen des Zusammenpralls von nahrhafter Carbonara mit modischen Schaum-Kreationen zu einem Fiasko führt.
Ein echter Kracher sind die Songs in der Komödie mit Musik des gebürtigen Bonners Stephan Ohm, der für die turbulente Geschichte tief in die italienische Schlagerkiste gegriffen hat und die Ohrwürmer von „Felicitá“ bis „Volare“ und natürlich Una Notte Speciale neu arrangiert und witzig in die Handlung eingebaut hat. Theaterleiter Horst Johanning hat selbst die Regie übernommen bei der Uraufführung der speziellen italienischen Nacht und mit einem höchst spiel- und sangesfreudigen Ensemble ein tolles Stück bester Italianitá in seinem Contra-Kreis-Theater auf die Bühne gebracht. Einschließlich der amüsant skurrilen deutschen Songtexte, die manchmal die Originalsprache ablösen und sich einen ironischen Reim auf die Gefühlsverwirrungen machen.
Der Hintergrund des pfiffigen Bühnenbildes von Thomas Pfau öffnet Windows zu Bonner Schauplätzen inkl. Posttower, Diamant-Modell und japanischer Kirschblüte in der Nordstadt. Nach Deutschland hat es also die ganze italienische Sippschaft verschlagen: den charmanten Witwer Alessandro (als eleganter, leicht in die Jahre gekommener Latin Lover: Stephan Schill), den temperamentvollen Paolo (Giovanni Luzi, gebürtiger Kölner mit italienischen Wurzeln in seiner ersten Bühnenrolle) und seine tüchtige, während der gesamten Ehe treue Gattin Susanna (mit blondem Kurzhaar und starker Stimme: Barbara Köhler). Letztere hat indes plötzlich einen Geistesblitz, der über alle sozialen Differenzen hinweg das junge Glück von Gloria (entzü­ckend: Maja Sikora) und Marco (Angelo Canonico, frisch examinierter Musical-Absolvent der Folkwang Universität und demnächst an der Bonner Oper zu erleben in Ein Käfig voller Narren) in Frage stellt. Zur Lösung aller genetischen Konflikte braucht man da mindestens eine Dea ex Machina wie Zia Loredana, die flugs aus Italien einschwebt. Iris Makris (vorher schon als Maria bzw. Berta in beiden Familien zu Diensten und zudem verantwortlich für die rasante Choreographie) ist von jedem Tanten-Klischee weiter entfernt als Mailand von Sizilien. Die kesse Dame im heißen Outfit (Kostüme: Anja Saafan) hat eine geradezu vulkanische Energie und sorgt dafür, dass nichts anbrennt. Die Stimmung kocht sowieso mit jedem Lied weiter hoch bei diesem köstlichen Sommerspaß. E.E.-K.

Spieldauer ca. 2 Stunden inkl. Pause
Bis 20.07. tägl. ausser montags

Dienstag, 04.11.2014

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