Quantz, Johann Joachim (1697 - 1773)

kultur 103 - Februar 2014

Der deutsche Komponist und Flötist wurde als fünftes von sechs Kindern des Hufschmieds Andreas Quantz und Anna Ilse Beuermann in Oberscheden, einem Ort des Kurfürstentums Braunschweig-Lüneburg, geboren. Eigentlich hieß Quantz mit Vornamen Hanß Jochim; er nannte sich später aber Johann Joachim. Nach dem frühen Tod seiner Eltern übersiedelte der Zehnjährige 1708 nach Merseburg zu seinem Onkel Justus, der dort Stadtmusikus war. Dort ging auch Quantz in die Lehre zum Stadtmusikus und erlernte dabei die Instrumente Violine, Trompete, Oboe, Zink, Posaune, Waldhorn, Blockflöte, Fagott, deutsche Baßgeige, Violoncello und Viola da Gamba. Zusätzlich nahm er Klavierunterricht bei dem Organisten J.F. Kiesewetter. Nach Abschluss seiner Ausbildung war Quantz als Stadtmusikus 1714 Aushilfe in Radeberg und Pirna, 1716 wurde er Mitglied der Dresdner Stadtkapelle. Im Jahr darauf erhielt er durch eine Reise nach Wien Unterricht in Kontrapunkt bei Jan Dismas Zelenka. 1718 wurde Quantz als Oboist in die neugegründete Polnische Kapelle Augusts II. aufgenommen und reiste regelmäßig nach Polen.
Der Aufstieg vom Stadtpfeifer zum Orchestermusiker brachte die Spezialisierung auf ein Instrument mit sich: Trotz seiner Aufgaben als Oboist wählte Quantz die Traversflöte. 1719 nahm er Unterricht auf diesem Instrument bei dem französischen Flötisten Pierre-Gabriel Buffardin und er begann zu komponieren.
1723 reiste Johann Joachim nach Prag zur Opernaufführung Costanza e Fortezza anlässlich der Krönung Kaiser Karls VI. und trat daraufhin mit königlicher Erlaubnis eine dreijährige Studienreise an. Diese führte ihn nach Italien, wo er in Rom Kontrapunkt- und Kompositionsunterricht bei Francesco Gasparini erhielt. In Neapel begegnete er Alessandro Scarlatti, in Venedig hörte er Antonio Vivaldi. Quantz reiste weiter nach Paris und London, wo er zuletzt Georg Friedrich Händel traf, der ihn drängte, doch in England zu bleiben. Mit dieser Reise legte Quantz bereits den Grundstock zu seinem späteren Ruhm als Flötist.
Zurück in Dresden wurde der Komponist 1728 Flötist in der Sächsischen Hofkapelle. In diesem Jahr traf er auch den preußischen Kronprinzen Friedrich, dem er seitdem zweimal im Jahr Flötenunterricht gab. 1739 begann Quantz selbst Flöten zu bauen. Nach der Thronbesteigung Friedrichs II. wurde der Komponist 1741 mit ungewöhnlich hohem Gehalt als Cammercompositeur und Lehrer des Königs nach Berlin berufen. Er war nun für das private Musizieren seines Dienst­herren zuständig; erteilte darüber hinaus Kompositionsunterricht, organisierte und leitete die privaten Abendmusiken, schrieb gegen gesonderte Entlohnung regelmäßig neue Konzerte und Sonaten und baute neue Flöten. In dieser privilegierten Stellung war Quantz dem König gegenüber sein Leben lang loyal. Er hielt sich auch an die Abmachung, keine der für den König bestimmten Kompositionen an die Öffentlichkeit zu geben.
1952 wurde Quantz‘ Lehrwerk Versuch einer Anleitung die Flöte traversiere zu spielen veröffentlicht. Es wurde in mehrere europäische Sprachen übersetzt.
Aus der unglücklichen Ehe mit Rosina Carolina Schindler gingen keine Nachkommen hervor. Quantz starb im Alter von 74 Jahren an den Folgen eines Schlaganfalls. Der König ließ ihm auf dem Friedhof vor dem Nauener Tor ein Monument errichten, das heute als Kopie auf dem Alten Friedhof in Potsdam steht.
Der 1773 in den Berlinischen Nachrichten von Staats- und Gelehrten Sachen erschienene Nekrolog ehrte den Komponisten als „einen der regelmässigsten, feurigsten, und erhabensten Instrumental-Componisten jetziger, und den unstreitig grössten Flötenspieler aller bisheriger Zeiten.“ Quantz machte die Flöte in Deutschland erstmals als Soloinstrument populär; seine frühesten Flötenkompositionen zählen zu den ersten Originalwerken für dieses Instrument. Seine Flötenschule Versuch einer Anleitung die Flöte traversiere zu spielen bestimmte die Entwick­lung des Flötenspiels bis weit in das 19. Jahrhundert hinein mit; nicht zuletzt deshalb war Quantz‘ Ausstrahlung enorm.
Sein Lehrbuch wurde auch zum Vorbild für zwei weitere Instrumentalschulen des 18. Jahrhunderts, die Veröffentlichungen Versuch über die wahre Art das Clavier zu spielen von Carl Philipp Emanuel Bach (Teil 1: 1753, Teil 2: 1762) und Versuch einer gründlichen Violinschule von Leopold Mozart (1756). E.H.


Hörtipps:
- Des Königs Flötenmeister, Flute Concertos, Frank Theuns, Les Buffardins, Accent.
- Flute Sonatas Nos. 272-277, Fischer, Brandt, Berben, Naxos.

Donnerstag, 31.07.2014

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