Songs for Drella - kultur 66 - Mai 2010

Musikalischer Rückblick auf die Zeit mit Andy Warhol: Songs for Drella in der Halle Beuel

Aus Pittsburgh kam kein Picasso oder Michelangelo, sangen John Cale und Lou Reed in Small Town, dem ersten Lied ihres 1990 erschienenen Albums Songs for Drella. Drella, eine Mischung aus Dracula und Cinderella, war in der New Yorker Factory der Spitzname des 1987 gestorbenen Andy Warhol. Die Musiker Cale und Reed, Gründer der Band The Velvet Underground, hatten kurze Zeit zu der verrückten Künstlerkommune um Warhol gehört, sich 1972 endgültig getrennt und fanden für ihre melancholische Hommage noch einmal zusammen. Es sind 15 sehr persönliche Songs, manchmal aus der Sicht Warhols geschrieben, manchmal eigene Erinnerungen beschreibend.
Die Schauspieler Arne Lenk und Hendrik Richter, die verdammt gut singen können und mitgespielt haben in der erfolgreichen Produktion To All Tomorrow’s Parties, machen daraus unter der musikalischen Leitung von Michael Barfuß ein leise poetisches Konzert. Wie beim Original kein Schlagzeug und kein Bass. Aber Markus Schinkel („der John Cale von Kessenich“) an den Keyboard-Tasten und Peter Engelhardt („der Lou Reed aus Duisburg“) mit diversen Gitarren. Klingt schön und macht einfach Vergnügen, weil sie eine Spur Selbstironie in den Ton mischen, bei winzigen technischen Pannen munter improvisieren und sich zu Nobody But You Cowboy-Hüte aufsetzen. Den stampfenden Rhythmus bei Works habe sie genau so sicher drauf wie die zärtliche Wut von Slip Away. Über die Leinwand im Hintergrund flimmern Szenen aus Warhols Filmen und psychedelische Stadtvisionen. Zu Faces and Names haben Dirk Bannert und Thilo Beu die sich überlagernden Fotos von Gesichtern geliefert. Zum Finale Hello It’s me läuft der deutsche Text mit. Sie haben Andy gehasst und verehrt, sie haben über ihn gelacht und die Shows in seiner Galerie bewundert. Aber „die Dinge enden immer, bevor sie beginnen“.
Aber A Dream ist geblieben. Nichts Großes – nur ein bewegender Nachklang und ein Geheimtipp für alle, die gern noch mal schwelgen möchten in den guten alten Zeiten von Speed, Love, Peace and Circumstances.
Geeignet auch für die Post-Pop-Generation. E.E.-K.

Aufführungsdauer: ca. 1 Std., keine Pause
Im Programm bis: ??????
Nächste Vorstellung: 12.05./20.05.10

Montag, 07.02.2011

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