Genie und Verbrechen - kultur 92 - Januar 2013

Genie und Verbrechen von George F. Walker in der Werkstatt: Schräge Killerkomödie

Diese beiden für einen ­heik­len Auftrag zu engagieren, ist grenzwertig. Rolly und sein Sohn Stevie sind nicht gerade mit ausgeprägter Intelligenz gesegnet. Gewalt mögen sie auch nicht. Zudem habe am Tatort ein „äußerst dichter Alkoholnebel“ geherrscht, was Chefin Shirley nun wirklich nicht als Entschuldigung gelten lässt. Es ist also alles dumm gelaufen, und jetzt hocken sie in ihrem schäbigen Motel (Bühne: Carla Friedrich) und können nicht mal die Rechnung bezahlen. Doch die schräge Komödie Genie und Verbrechen des Kanadiers ­George F. Walker hält noch einige überraschende Wendungen bereit.
In der Werkstatt inszeniert hat sie Nadine Scheck, die mit ihrer ersten eigenen Regiearbeit ihr Talent eindrucksvoll unter Beweis stellt. Die Aufführung hat das Tempo eines Actionfilms und vor allem einen spielerischen Witz, der die turbulente Handlung trägt und die Dialoge herrlich hintersinnig mit Pointen spickt. Ralf Drexler und Nico Link sind das kriminell unterbelichtete Pechvogel-Gespann, dem so ziemlich alles misslingt. Maria Munkert im eleganten schwarzen Zweiteiler und waffenschein-verdächtigen Highheals (Kostüme: Sarah Stock) ist die Auftraggeberin der Vater-Sohn-Mannschaft: ein mit allen kriminellen Wasser gewaschenes Mafia-Girl, erfahren im Schusswaffengebrauch, aber leicht nervös angesichts des voll danebengegangenen Coups.
Als echter Zündstoff erweist sich Julia Goldberg als Amanda, deren Vater das abzufackelnde Restaurant gehört. Beziehungsweise gehörte. Die so brav erscheinende junge Köchin die als Rächerin ins Motel schneit, kann nämlich mit scharfen Messern umgehen und sieht gerne Blut. Weshalb auch alle mal ins Bad müssen und als halbnackte Armee in die große Schlacht ziehen. Immerhin überlebt Phillie, Manager des Motels mit einer Schwäche für Whisky und einem sicheren Instinkt für brenzlige Situationen. Rolf Mautz spielt das alte Faktotum, dem das Leben so übel mitgespielt hat, dass die verbrecherische Viererbande ihm nichts mehr anhaben kann.
Pulp Fiction auf der Bühne, total durchgeknallt, wahnsinnig komisch – ein echter Geniestreich. E.E.-K.

Spieldauer ca. 1 ½ Stunden, keine Pause
Die nächsten Termine:
27.12. / 29.12.12 / 2.01. / 5.01. / 18.01. / 20.01. / 9.02. /
13.02. / 15.02. / 24.02. / 26.02. / 27.01. / 28.02.13

Donnerstag, 28.02.2013

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