Dvorák, Antonin (1841- 1904)

kultur Nr. 18 - 6/2005

Als ältestes von insgesamt acht Kindern wurde der tschechische Komponist Antonín Dvorák in dem Dorf Nelahozeves an der Moldau geboren. Von den Eltern bereits früh in seiner musikalischen Begabung gefördert, besuchte er im Jahre 1857 die Prager Orgelschule, die er als zweitbester Organist seines Jahrgangs nach zweijähriger Ausbildung verließ. Die darauf folgende Zeit bis zum Jahr 1871 trat Dvorák vor allem als Musiker in Erscheinung. Aufgrund der schlechten Stellenlage für Organisten wirkte er als Bratschist in einer Prager Tanzkapelle mit, die ab dem Jahre 1862 als Theaterorchester in das Prager Interimstheater (das erste tschechische Theater Prags überhaupt) übernommen wurde. Dass Dvorák in diesen Jahren auch komponierte, war nur wenigen bekannt. Das erste Werk, das vor Publikum erklang, war das Lied "Gedenken" im Jahre 1871. Seinen großen Durchbruch als Komponist erreichte Dvorák zwei Jahre später mit der Uraufführung seines Chorwerks "Hymnus". Der nationalen Anerkennung, die Dvorák daraufhin zuteil wurde, folgte die internationale mit dem fünfmaligen Zuspruch des staatlichen Künstlerstipendiums des Wiener Unterrichtsministeriums. Damit verbunden war im Jahre 1877 eine Empfehlung des Komponisten Johannes Brahms an den Verleger Fritz Simrock bezüglich der "Klänge aus Mähren" op. 29 und op. 32, der diese veröffentlichte und bei Dvorák die "Slawischen Tänze" op. 46 in Auftrag gab. Mit der Begeisterung für diese Werke wurde Dvorák zum international gefragten Komponisten. Die Philharmonic Society, deren Ehrenmitglied Dvorák im Juli 1884 wurde, lud den Komponisten mehrmals nach London zur Aufführung eigener Werke ein und erteilte ihm Kompositionsaufträge. Im Jahre 1891 bot die Präsidentin des New Yorker National Conservatory of Music Dvorák die Stelle des künstlerischen Direktors und Kompositionsprofessors ihres Instituts an. Dies führte zu Dvoráks Amerika-Aufenthalten in den Jahren 1892-95 und zur Komposition eines seiner berühmtesten Werke, der Sinfonie Nr. 9 "Aus der neuen Welt".
Dvoráks umfangreiches kompositorisches Oeuvre erstreckt sich von Vokalmusik - darunter die geistlichen Werke "Stabat mater" und "Requiem" - über Bühnenwerke bis hin zu Orchesterwerken, Konzerten und Kammermusik. Besondere Bekanntheit erlangte, neben der bereits erwähnten Sinfonie, die "Serenade E-Dur" op. 22 sowie die "Slawischen Tänze" op. 72 und das "Konzert für Violoncello und Orchester h-Moll" op. 104. Sein berühmtestes Bühnenwerk ist "Rusalka" op. 114. Auch wenn Dvorák vor allem als tschechischer Komponist gilt, so hat er dennoch verschiedene Stilrichtungen in seine Musik aufgenommen und weiterverarbeitet. Seinen Ideenreichtum unterwarf er dabei einer äußerst gewissenhaften kompositorischen Ausarbeitung. Dabei besaß er die Gabe, seiner Musik den Anschein von Unkompliziertheit und Musizierfreude zu verleihen. Trotz der weltweiten Anerkennung erlangte Dvorák in seinem Heimatland jedoch nie den gleichen Stellenwert wie sein Landsmann Bedrich Smetana. E.H.

Zum Nachlesen:
Kurt Honolka, Antonín Dvorák, rororo-Monographien, 7,50 €.

Zum Nachhören:
Antonín Dvorák, Kammermusik, Brilliant Classics.
-, Cellokonzert h-Moll op. 104, M. Rostropovich, London Philharmonic Orchestra, C.M. Giulini, EMI.
-, Sinfonie Nr. 9, Karneval op. 92, Scherzo capriccioso op. 66, Royal Philharmonic Orchestra, P. Järvi.

Dienstag, 25.02.2014

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