Dirigent/in - kultur Nr. 25 - März 2006

Das Dirigieren mit dem Taktstock wurde erst im 19. Jh. die übliche Weise, um einem Orchester den Takt vorzugeben und sein Spiel auf einander abzustimmen. Zuvor wurde z. B. rhythmisch auf den Boden gestampft oder schwenkte man zusammengerollte Notenblätter in der Luft. Auch gab es bis etwa 1820 den eigenständigen Beruf des Dirigenten nicht, sondern oblag die Leitung des Orchesters dem Cembalisten oder ersten Geiger. Doch komplexere Kompositionen erfordern die ganze Aufmerksamkeit einer Person für die Koordination der Musiker und Sänger. Der Taktstock dient der Verlängerung des Arms und der Präzision. Während die rechte Hand des Dirigenten (mit oder ohne Stock) den Takt vorgibt, steuert die linke Einsätze, Tempo und Lautstärke sowie Artikulation, Phrasierung und klangliche Ausgewogenheit. Kreative Aufgabe des Dirigenten ist es, dem Werk in Zusammenarbeit mit dem Orchester/Chor eine individuelle und überzeugende Interpretation zu geben.
Heute ist das Dirigieren von Aufführungen zwar die bekannteste, aber nicht die einzige Aufgabe des Dirigenten. An größeren Häusern sind meist mehrere Dirigenten angestellt: an erster Stelle als künstlerischer Leiter und somit Ranghöchster der Generalmusikdirektor. Er studiert mit dem Orchester die Hauptwerke der Spielzeit ein und übernimmt deren Dirigat. Oftmals ist er auch an der Spielplangestaltung und Besetzung des Ensembles beteiligt. An zweiter Stelle steht sein Vertreter, der erste Kapellmeister. Auch er studiert einige Werke mit dem Ensemble ein und bringt sie zur Aufführung. Je nach Größe und Struktur des Hauses sind weitere Kapellmeister für bestimmte Aufgaben angestellt, z.B. speziell für den Chor oder das Ballett, als Repetitor oder Studienleiter (Vorgesetzter der Repetitoren). Der Chordirektor z. B. koordiniert bei Opernaufführungen die Einsätze des Chores seitlich oder von hinter der Bühne aus, wobei er in Sichtkontakt zum Dirigenten (über Monitor) steht.
Der Beruf des Dirigenten kann nach erfolgreicher Aufnahmeprüfung an Akademien oder Musikhochschulen erlernt werden. Notwendige Fähigkeiten sind Rhythmusgefühl, ein gutes Gehör und Musikgedächtnis, das Beherrschen möglichst vieler Instrumente, wobei gutes Klavierspiel obligatorisch ist, sowie sängerische Fähigkeiten. Für erfolgreiches Arbeiten in diesem Beruf unverzichtbar sind außerdem Menschenkenntnis und Führungsvermögen, Kontaktfähigkeit, Charisma und körperliche Leistungsfähigkeit, denn Dirigieren ist Schwerarbeit. Während des Studiums wird in erster Linie Orchester- und Chorleitung erlernt. Zu den Fächern gehören Musikgeschichte, Schlagtechnik, Tonsatz, Gehörbildung, Stimm- und Instrumentalkunde sowie -unterricht und nicht zuletzt Italienisch. Zudem muss ein Repertoire einstudiert werden. Nach erfolgreichem Studium in der sog. Ausbildungsklasse erfolgt die Aufnahme in die Meisterklasse, in der der Abschluss (i.d.R. als Diplom-Dirigent) erworben wird. Studienbegleitende Volontariate erleichtern den Berufseinstieg, der zumeist mit einem Probedirigat beginnt. Das Gehalt eines Dirigenten (der Beruf wird bisher überwiegend von Männern ausgeübt), beträgt an Häusern, die Mitglied im Deutschen Bühnenverein sind, mindestens 1.550 € und ist darüber hinaus frei verhandelbar. J.S.

Quellen und weitere Informationen:
* Bundesagentur für Arbeit, BERUFEnet, http://infobub.arbeitsagentur.de/berufe/resultList.do?resultListItemsValues=8370_8366&suchweg=begriff&doNext=forwardToResultShort (04.02.06),
* Deutscher Bühnenverein, Berufe am Theater, 20ff.,
* http://www.orchestergraben.de/orchestergraben/biography.cfm?IID=104&LID=2 (4.02.06).

Donnerstag, 06.12.2007

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