Schlager gibt es immer wieder - Malentes Theater Palast - kultur 162 - Januar 2020

Schlager gibt es immer wieder
Foto: Barbara Frommann
Schlager gibt es immer wieder
Foto: Barbara Frommann

Gute Laune pur

Schön schauerlich war die Zeit, als Männer noch freiwillig Schlaghosen und Nyltest­hemden trugen, vor denen selbst ein Weißer Riese kapitulierte. Als bunte (leider kaum noch entfernbare) Prilblumen die Küchen verzierten und die Zahl der TV-Sender noch sehr übersichtlich war. Wer je mit Tri-Top vor der Mattscheibe saß, oder gar auf einem Bonanza-Rad durch die heimatliche Prärie ritt, weiß, dass Tränen nicht lügen. Das trifft auch zu für die Lachtränen im Publikum, selbst wenn viele die legendären Hitparaden der 70er-Jahre nur noch vom Hörensagen kennen können. Das „Hossa“ bei der „Fiesta Mexicana“ kriegen alle hin, und den nicht ganz zitierfähigen Ballermann-Refrain bei Carpendales „Tür an Tür mit Alice“ immerhin viele.
Vor der Dalli-Dalli-Wabenwand lassen Knut Vanmarcke und Dirk Vossberg-Vanmarcke (auch für die Regie zuständig) in ihrem stimmungsvollen Spiegelzelt die Epoche wieder lebendig werden – wunderbar ironisch, voller verrückter Einfälle und mit viel Musik. Im unverwechselbaren Malente-Stil, mit dem sie die Herzen des Publikums aus Bonn und der Region längst erobert haben. Schlager gibt es immer wieder heißt ihre neue Revue, für die sie etliche Nummern aus ihrem großen Repertoire frisch aufpoliert haben. Das braucht keinen erzählerischen roten Faden. Es macht einfach Spaß, wie die beiden augenzwinkernd durch das Programm führen und dabei allerhand neue Gags einbauen. Es ist lustig, wenn Knut ab und zu selbst vor lauter Heiterkeit einen Song nur noch (natürlich gespielt) mühsam zu Ende bringt. Es ist köstlich, wie Dirk schüchtern an seinem gruselig gelben Pullunder zupft und in kurzen Hosen den „Jungen mit der Mundharmonika“ beschwört. Zusammen sind sie „Jürgen Marcus“ und lassen furchtlos dessen blauen Enzian blühen.
Was es braucht, sind die üblichen rasanten Kostüm- und Perückenwechsel, und unbedingt die voluminöse Stimme der vollschlanken Stephanie Lamm. Wie sie als Spatz von Avignon hinter die Kulissen von Paris blickt, hat ebenso unwiderstehliches Format wie die energische Einladung „Theo, wir fahren nach Lodz“. „Das bisschen Haushalt“ überlässt ihr Mann ihr gewohnt kampflos. Soll’s angeblich heute noch geben … Jean Pütz pflegt vermutlich ewig seine Hobbythek, Bata Ilic besingt „Michaela“ weiter mit seinem charmanten „k“ in der Mitte, Udo Jürgens‘ „Griechischer Wein“ fließt in Strömen, Derrick ‚tappert‘ im ­Dunk­len, nimmt jedoch ausnahmsweise den Bus.
Mitsingen und -klatschen, Händewedeln und sonstige Zustimmungsbekundungen sind erwünscht für die „Fahrenden Musikanten“. Mit dem witzig choreografierten Hit von Nina & Mike begrüßt und verabschiedet das muntere Trio das Publikum. Jauchzender Beifall bei der besichtigten, restlos ausverkauften Vorstellung. Die Show läuft nun parallel zum Alpenglühn (s. kultur 161). Eine gute Nachricht noch: Ab dem 20. Dezember wird die Stadtbahn-Haltestelle Hochkreuz direkt gegenüber von Malentes Theaterpalast wieder in beide Richtungen zugänglich sein. E.E.-K.

Spieldauer ca. 2 ¼ Stunden inkl. Pause
Die nächsten Vorstellungen:
meist mittwochs und sonntags bis 1.03.20

Donnerstag, 23.01.2020

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