Volker Weininger - kultur 159 - Oktober 2019

Volker Weininger
Foto: Pantheon Bonn
Volker Weininger
Foto: Pantheon Bonn

Na dann Prost! - Volker Weininger geht erstmals als Sitzungspräsident auf Solo-Tour

von Thomas Kölsch

Ein Kölsch in Ehren kann niemand verwehren. Schon gar nicht, wenn der Sitzungspräsident eine Runde ordert – natürlich für sich selbst, ist ja klar. Der Mann hat schließlich Durst. Im Karneval kennt man das, akzeptiert diese von Volker Weininger verkörperte angeschickerte Kunstfigur, liebt sie sogar, trotz der lautstark hinausposaunten Stammtischweisheiten und des ausgeprägten Besserwissertums. Jetzt aber wagt sich der närrische Würdenträger auch außerhalb der fünften Jahreszeit auf die deutschen Bühnen, ganz allein, ohne Netz und doppelten Boden. Und er hat einiges vor. Im ersten eigenen Solo will der Sitzungspräsident zwar nicht die Welt retten, aber zumindest die feierliche Prinzenproklamation des KG Raderdolle Spritköpp. Eine Aufgabe, die mit steigender Promillezahl nicht einfacher wird.

Ursprünglich hat Weininger, der seit nunmehr elf Jahren im Kleinkunstbereich unterwegs ist, eine klare Trennung zwischen seiner kabarettistischen und seiner karnevalistischen Laufbahn gezogen. Hier der ehemalige Lehrer, der den „Schulmärchenreport“ kritisch hinterfragt, dort der süffige Bierglas-Philosoph mit der Narrenkappe. „Der Sitzungspräsident war zwar in all meinen Programmen immer zugegen, aber immer nur bei der Zugabe“, erzählt der 48-Jährige. „Allerdings habe ich gemerkt, dass er selbst in der närrischen Diaspora gut ankommt. Daher wollte ich mal ausprobieren, ob er auch einen ganzen Abend gestalten kann.“ Was offensichtlich möglich ist. „Ja, wenn auch mit Einschränkungen. Normalerweise gestalte ich ja 20 Minuten und lasse den Sitzungspräsidenten in dieser Zeit etwa ein halbes Dutzend Kölsch hinunterstürzen. Auf zwei Stunden gesehen wäre diese Schlagzahl selbst mit nicht-alkoholischen Getränken unmöglich durchzuhalten. Davon abgesehen würde es weder mir noch dem Publikum großen Spaß machen, wenn der Sitzungspräsident derart lange durch die Gegend wankt und lallt.“ Was fehlte, war eine Rahmenhandlung. Und so macht sich der Großmeister des Stützbiers eben daran, die besagten Festivitäten vom Vereinslokal aus höchstselbst zu überwachen und so ganz nebenbei alles zu kommentieren, was ihm an der Theke so in den Sinn kommt.

Tatsächlich kann der Sitzungspräsident zu jedem Thema etwas sagen. Ob das gut ist, steht auf einem anderen Blatt. „Von nix ne Ahnung, aber zu allem ne Meinung“, so lässt sich diese bierselige Gestalt durchaus charakterisieren. „Er glaubt, mehr zu wissen, als er wirklich weiß“, bestätigt Weininger. „Sein Selbstbewusstsein ist enorm, wenn auch nicht immer angemessen unterfüttert.“ Dabei versteht Weininger sein Alter Ego durchaus auch als politische Figur, auch wenn sich die dazugehörigen Positionen eher aus dem alkoholschwangeren Dunstkreis der dörflichen Wirtschaft speisen. „Das Leben und die Meinungen der Leute sind doch sehr politisch“, betont er. „Mein großes Vorbild ist ja Gerhard Polt“ – und der ist ja bekanntlich ein Meister darin, die Engstirnigkeit satirisch zu überhöhen.

Obwohl Weininger seit einigen Jahren mit seiner Familie in Bonn lebt, ist er als Sitzungspräsident doch in erster Linie im Kölner Karneval präsent. „Um so mehr freue ich mich, wenn ich jetzt im Pantheon spielen darf“, sagt er. „Ohnehin genieße ich es, mit meinem Solo nicht mehr ganz so viel reisen zu müssen. Die endlosen Stunden im Stau auf der A4 oder der A7 haben mich doch sehr viel Energie gekostet.“ Rainer Pause und Norbert Alich alias Fritz Litzmann und Hermann Schwaderlappen, die Pink-Punk-Pantheon-Urgesteine, müssen aber dennoch nicht um ihre Vorstandsposten bei der FKK Rhenania bangen: „Der Sitzungspräsident könnte ihnen als König des 0,2-Liter-Sprints hinsichtlich der Schlagzahl sicherlich das Wasser reichen“, glaubt Weininger lachend. „Aber die beiden sind ein so unglaublich gutes Team, dass es eine Schande wäre, ihnen in einer Kampfkandidatur ihre Posten streitig zu machen.“

Donnerstag, 10.10.2019

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