TKKG – Freundschaft in Gefahr - Junges Theater Bonn - kultur 150 - November 2018

TKKG - Freundschaft in Gefahr
Foto: Junges Theater Bonn
TKKG - Freundschaft in Gefahr
Foto: Junges Theater Bonn

Ein Fall für mutige Aufklärer

Neben „Die drei ???“ sind sie hierzulande die beliebtesten Nachwuchsdetektive: Tim, Karl, Klößchen und Gaby, kurz TKKG. Über zweihundert Folgen umfasst mittlerweile die millionenfach in Büchern und auf Tonträgern verbreitete Serie ihrer Abenteuer. Ausschließlich auf der Bühne gibt es nun jedoch TKKG – Freundschaft in Gefahr. Denn das Junge Theater Bonn hat die Rechte erhalten, eine eigene Geschichte um die Protagonisten zu erfinden. Intendant Moritz Seibert hat zusammen mit den erfahrenen jungen Schauspielern Oscar Kafsack und Fabiola Mon de la Fuente das Stück verfasst, das im Telekom-Forum seine begeistert aufgenommene Uraufführung erlebte und nun im Repertoire läuft.
Beim Judotraining bricht Jan plötzlich bewusstlos zusammen und muss sofort auf die Intensivstation des nächsten Krankenhauses. In der letzten Zeit sind mehrere Jugendliche ins Koma gefallen, nachdem sie gepantschte Drogen genommen hatten. Bisher ist es der Polizei jedoch nicht gelungen, die Herkunft der gefährlichen Tabletten zu eruieren. TKKG finden mit Hilfe von Jans Handy schnell heraus, wo er den Stoff erworben hat. Sie stoßen auf einen kleinen Jungen, der von zwei Männern verfolgt wird. Tim macht sich auf seine Spur und entdeckt, dass er von einem Dealer als Drogenkurier missbraucht wird. Aber auch, dass der aus Eritrea stammende zwölfjährige Jonathan illegal in Deutschland lebt, nachdem seine Eltern abgeschoben wurden. Tim versteckt das verängstigte Kind und verspricht, es nicht zu verraten. Das Geheimnis bringt ihn jedoch nicht nur in Konflikte mit seinen Freunden (insbesondere mit der aufgeweckten Gaby), sondern auch zu der schweren Frage, wie er seinem Schützling wirklich helfen kann.
In der Inszenierung von Moritz Seibert (Regie und Bühne) funktioniert das beeindruckend zwischen Krimi-Hochspannung und vielschichtiger Ausleuchtung der Charaktere. Große Videoscreen-Wände erlauben schnelle Schauplatzwechsel, obwohl die ständige Bewegung auf der Bühne gelegentlich etwas ermüdend ist. Manche Szenen sind filmreif zusammengeschnitten, die suggestive Musik von Serge Weber unterstützt das Tempo perfekt. Die Kostüme von Brigitte Winter sind wie üblich ein wichtiger Faktor der Figurengestaltung. Es ist insgesamt eine Theaterästhetik, die den Seh- und Hörgewohnheiten des jungen Publikums entspricht, aber nie den roten Faden einer gesellschaftlich relevanten Erzählung verliert.
Die jugendlichen Rollen sind teilweise dreifach besetzt; wir können hier nur die Premierenbesetzung mit den durchweg bereits in etlichen JTB-Produktionen erprobten Mitgliedern des Nachwuchsensembles nennen. Oscar Kafsack spielt hervorragend Tim, den aktiven Alpha-Boy der Bande, der mit sensibler Intelligenz und feiner Empathie fast alle Herausforderungen meistert. Kein Wunder, dass die kluge hübsche Gaby, reizend verkörpert von Fabiola Mon de la Fuente, ein kuscheliges Zweierzelt für den gemeinsamen Fahrrad-Ausflug geplant hat. Tristan Witzel als brillantes Superhirn Karl leistet exzellente Aufklärungsarbeit. Zwischen Bergen von Schokolade hat Willi alias Klößchen und unwiderstehlich komisch gespielt von Frederik Krischer aber auch echte Geistesblitze.
Ein kleines Wunder ist der dreizehnjährige Ilkay Pfaff als Jonathan: naiv schicksalsergeben von Fremden ausgenutzt, durch üble Erfahrungen gewitzt und voller Hoffnung auf eine bessere Zukunft in seiner fernen Heimat. David Tereschin gibt den Jan, der vor seinem ehrgeizigen Vater (auch in anderen Rollen: Nima Conradt) zu Erfolg versprechenden Drogen floh. Jan Herrmann (seit bald 15 Jahren eine stabile Säule des erwachsenen JTB-Profi-Ensembles) ist als Gabys verständnisvoller Vater und Polizist ein echter Freund und Helfer. Als weitere Figuren überzeugen Sandra Kernenbach, Daniel Coninx und Rainer Schmidt. Letzterem zu verdanken ist zudem der vierbeinige Kollege Oskar, ein echter Spürhund in dem unterhaltsam nachdenklichen Drama.
Ein rundum gelungener Saison-Auftakt für das JTB. „TKKG“ wird empfohlen für Publikum ab acht Jahren, ist aber kein Kinderstück. Eher eins für junge und erwachsene Menschen, die gern jenseits der grassierenden Klischees genauer auf die soziale Realität blicken. E.E.-K.

Spieldauer ca. 2 Stunden, inkl. Pause
Die nächsten Vorstellungen:
tägl. außer montags bis zum 4.11.18

Montag, 21.01.2019

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