Endspiel - Euro Theater Central - kultur 150 - November 2018

Endspiel
Foto: Euro Theater Central Bonn
Endspiel
Foto: Euro Theater Central Bonn

Absurde Farce

Das Werk wurde aus rechtlichen Gründen vom Spielplan abgesetzt: Im ETC erlaubte sich Regisseurin Gabriele Gysi (Inszenierung und Ausstattung) nämlich einen frechen Witz mit Samuel Becketts 1957 uraufgeführtem Endspiel und seiner sarkastischen Wiederholungsstruktur, entsorgte einen großen Teil des Textes und durchkreuzte den unsterblichen Klassiker des absurden Theaters mit dem ebenfalls unsterblichen Sketch Dinner for one. Der tyrannische Hamm als attraktive junge Blondine (Sandra Pohl), die gleich zwei Clovs (Richard Hucke und Lucijan Gudelj) kommandiert, keine in Mülltonnen fixierten Eltern. Draußen gibt es anscheinend noch eine Art Leben, drinnen proben die existenziell Abhängigen vergeblich kleine Revolten, die in dieser Figurenkonstruktion auch erotisch aufgeladen sind.
Eine politisch intelligente, hoffnungslos heitere Dekonstruktion der apokalyptischen Posse, nur halt eher eine Aufführung mit Beckett-Anspielungen. Nun sind habituelle Schauspielbesucher es durchaus gewohnt, dass Autorennamen und Stücktitel gern als bloße Etiketten verwendet werden für mehr oder weniger geistreiche Bühnenexperimente. Allgemein bekannt ist zudem, dass die Erben des Literatur-Nobelpreisträgers Beckett keinen Spaß verstehen, wenn der Umgang mit dessen Texten allzu frei gehandhabt wird und männliche Rollen weiblich besetzt werden.
Nicht gestrichen ist zumindest eine der klügsten ironischen Fragen des Dramas: „Wir sind doch nicht im Begriff, etwas zu bedeuten?“ Volltreffer: Denn der Bonner Stadtrat hat in seiner Jamaika-Farbenfreude mittlerweile beschlossen, das Finale des Ende 1969 gegründeten ETC anzupfeifen, das seit 1972 am jetzigen Standort residiert. „Fin de Partie“ ist jedoch trotz diverser Widrigkeiten (einige verletzungsbedingte Vorstellungsausfälle, wobei die Unfälle nicht hier passierten) noch längst nicht angesagt. Bis zum 50. Geburtstag des ETC werden die kommunalen Zuschüsse weiter laufen. Die Zeit für die Suche nach neuen Möglichkeiten wird jedoch knapp. E.E.-K.

Montag, 21.01.2019

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