Appartement – Zimmer frei - GOP. Varieté-Theater - kultur 149 - Oktober 2018

Appartement: Jason Fergusson und Coen Clarke
Foto: Alexander Dacos - www.alexanderdacos.de
Appartement: Jason Fergusson und Coen Clarke
Foto: Alexander Dacos - www.alexanderdacos.de

Wilde WG

Wohngemeinschaften fordern von allen Beteiligten ein großes Maß an Toleranz, treffen doch häufig recht unterschiedliche Charaktere aufeinander: Der Schüchterne und die Extrovertierte, der Gemeinschaft Suchende und die sich hinter Büchern Verkriechende. Der ­Jong­lierende und der Turnende ...
Und wenn dann auch noch die Vermieter mit im Haus wohnen und sich ins Gemeinschaftsleben einmischen – dann ist man im französischen Stadtpalais bei Madame und Monsieur du Fèvre gelandet, bzw. in der neuen Show des GOP.

Unter der Regie von Sabine Rieck (die sich auch schon für die tollen Shows Karussell und La Luna verantwortlich zeigte) ist eine herrlich ­ver­rückte, fast wortfreie, durchchoreographierte Show entstanden, in der sich Solo- und Gruppennummern abwechseln und immer etwas los ist – ganz so, wie es jede WG-Küche kennt.
Im Gegensatz zu den WGs Normalsterblicher bringen die Bewohner dieser WG noch ihr artistisches Können mit und bereichern das gemeinsame Wohnen mit allem, was man vom Varieté erwartet: Atemberaubende Sprünge auf dem russischen Barren (Coen Clarke oben, Jason ­Fergusson und James Holt unten), eine schwierige und doch leicht und poetisch wirkende Cyr-Nummer (Thibault Theyssens), Akrobatik am Vertikaltuch (Anne-Marie Poirier), Kontorsion (extreme Körperverbiegung) (Vita Radionova), schwerelos wirkende Übungen an der Polestange (James Holt), originelle und geräuschvolle Jonglage mit „ Pömpeln“ (David Louch) und ein heißer Flirt am Vertikalseil (Anne-Marie Poirier und Jason Fergusson –auch im realen Leben ein Paar), der das Wort „anbandeln“ neu definiert. Immer eingebettet in die „Szenen aus dem Alltagsleben einer WG“. Und natürlich nähert man sich, wie im normalen Leben, flirtend hier und da an – wobei Madame und Monsieur du Fèvre ­(Philippe Trépanier & Tamara Bousquet, ebenfalls auch außerhalb der Show ein Paar) nicht nur auf diesem Gebiet eifrig mitmischen. Man kann nicht glauben, dass sie nur des schnöden Geldes wegen diese „Wilde Gemeinschaft“ gegründet haben. War es nicht doch auch der Wunsch nach etwas mehr „action“ in ihrem Leben? Spätestens wenn man die beiden bei ihrer „Obst-essen-für-Paare“ Nummer (kann man zu Hause nachmachen, muss ja nicht gleich aus fünf Metern Entfernung sein) erlebt oder ihrem „Darts für Fortgeschrittene“ (besser nicht nachmachen), weiß man, dass sie genauso ungewöhnlich sind, wie ihre Mieter.

Dass sich einige Künstler länger kennen (Trépanier, Clarke und Fergusson traten schon in „Karussell“ gemeinsam auf bzw. privat „verbandelt“ sind) ist zu merken und bekommt der Show gut. Keine isolierten Einzelauftritte, sondern eine bei allem gespielten Chaos wunderbar harmonisch wirkende Teamleistung von neun jungen Künstlern aus Kanada, Australien, Frankreich, Belgien und Großbritannien.

Professionell. GOP. at it’s best! ubi

Donnerstag, 17.01.2019

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