Ortheil, Hans-Josef: Der Typ ist da

Der Typ ist da
Foto: Kiepenheuer und Witsch
Der Typ ist da
Foto: Kiepenheuer und Witsch

kultur 146 - Mai 2018

Der Typ heißt Matteo, ist Venezianer, von Beruf Restaurator; ein junger Mann von 23 Jahren, schüchtern, schmal, der deutschen Sprache nicht kundig. Und da ist er plötzlich in Köln und steht vor dem Haus, als Mia, eine Kunststudentin, die mit zwei Frauen in einer WG lebt, nach Hause kommt. Die beiden hatten sich flüchtig in Venedig kennengelernt, und Mia hatte zum Abschied alle eingeladen:?„Wenn Ihr mal nach Köln kommt ...” Matteo hat es ernst genommen, und nun ist er da, und sie erinnert sich kaum an ihn.
Matteo ist still und liebenswürdig, er fügt sich als unwillkommener Gast in die WG, lernt ein bisschen Deutsch und begeistert sich für den Dom, dessen Kunstschätze er, indem er sie zeichnet, in sich aufnimmt. Er versucht, sich zu bedanken, indem er putzt, und verändert das Leben aller drei Frauen, weil er so ist wie er ist: bescheiden und unscheinbar, aber präsent und hilfsbereit. Auch Mias Vater, frisch verwitwet, Professor der Kunstgeschichte, findet in ihm einen Partner; und als Matteo nach Hause will, ist nichts und niemand mehr wie es und er/sie vorher war. Vielleicht ist er ja ein Engel und mit himmlischen (oder teuflischen?) Mächten im Bunde? Er will nicht stören und den Dreierbund nicht zerstören, aber keiner will mehr ohne ihn sein. Auch der Dom birgt noch Unbekanntes und Köln sowieso, und so stellen die WG-Damen kurz nach Matteos Fortgehen zu ihrer großen Freude fest: Der Typ ist (wieder) da!
Und jeder Leser dieses zauberhaften kleinen Buches wird ein bisschen traurig sein, wenn es zu Ende ist und hoffen, dass er eines nicht zu fernen Tages wieder da sein wird, plötzlich, der Typ!

Hans-Josef Ortheil
Der Typ ist da
Kiepenheuer& Witsch, 8/2017,
gebunden mit Schutzumschlag,
320 Seiten,
20,00 €

Dienstag, 15.01.2019

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