Der kleine Ritter Trenk - Junges Thaer Bonn - kultur 146 - Mai 2018

Der kleine Ritter Trenk
Foto: Junges Theater Bonn
Der kleine Ritter Trenk
Foto: Junges Theater Bonn

Witziger Ausflug ins ritterliche Mittelalter

Ritter haben hohe Ideale, brauchen dafür aber manchmal viel Glück. Jedes Kind weiß, dass tapfere Ritter gegen böse Drachen kämpfen. Der kleine Trenk von Tausendschlag spielt indes lieber mit seinem Ferkelchen. Doch seine Familie gehört zu den Leibeigenen des Ritters Wertold und muss ein erbärmliches Stück Land beackern, dessen Ertrag kaum für das eigene Überleben reicht. Für den Pachtzins nicht mal ansatzweise. Der wird durch regelmäßige Prügel abgegolten, was wirtschaftlich nicht eben sinnvoll ist. Als wieder mal Wertolds im Grunde ganz netter Büttel auftaucht, um den Vater zum Empfang der tausend Schläge abzuholen, nimmt die Familie es ergeben hin. Aber Trenk beschließt, dass damit Schluss sein soll. Mit seinem kleinen Schwein macht er sich auf den Weg aus der Fron, getreu dem alten Spruch „Stadtluft macht frei“.
Die jungen Zuschauer erfahren also nebenbei einiges über die Schattenseiten des Mittelalters in der spannenden Geschichte Der kleine Ritter Trenk der höchst erfolgreichen Kinderbuchautorin Kirsten Boie. Der mutige Junge ist mittlerweile Held einer Zeichentrick-Serie beim KiKa-Fernsehkanal. Seine Abenteuer wurden zudem fürs Kino verfilmt. Michael Barfuß, lange Zeit Theatermusiker am städtischen Theater Bonn, hat ­Boies 2006 erschienene erste Trenk-Erzählung im Auftrag des Jungen Theaters Bonn für die Bühne bearbeitet, die Musik dazu komponiert und auch die frechen Liedtexte geschrieben. In der witzigen, flott choreografierten Inszenierung von Bernard Niemeyer wird zu mittelalterlich anmutenden Klängen gern mal ein kesser Rap angestimmt. Jeder Song treibt die Handlung voran, im ständig bewegten Bühnenbild von Tom Grasshof ist alles präsent von der ärmlichen Hütte bis zum Burghof und dem finsteren Wald.
Der kleine Trenk, hervorragend verkörpert von dem schon reichlich bühnenerfahrenen Linus Moog, alternierend mit Axel Bender, schafft den Aufstieg zum Rittertum fast im Handumdrehen. Unterstützt von dem reizenden Gaukler Momme Mumm (Nick Mon de la Fuente / Lamine Timera) und unfreiwillig von Zink (Silias Birkle / Ilkay Pfaff), dem missratenen Sohn des Ritters Durgelstein. Trenk bekommt den Posten als Page des feisten Ritters Hans von Hohenlob. Dessen gewitztes Töchterchen Thekla (Lena Appel / Lotta Lurch) hat’s nicht so mit Harfespielen und Sti­cken, sondern legt mit ihrer Erbsenschleuder glatt die stärksten Männer um. Stets im richtigen Moment, denn das furchtlose Mädchen ist die wirkliche Heldin im Ritterspiel und rettet ihren neuen ‚Bruder‘ sogar vor wilden Räubern. Zugegeben: Dessen Heldentaten sind eher listig gewaltlos erkämpft, und der feurige Drache entpuppt sich als liebes, vegetarisches Haustier einer Köhlerfamilie. Wäre sonst auch schade gewesen um das auf Rädern überall mitgezogene Sperrholz-Ferkelchen, das so entzückend mit den Ohren wackelt, dass man seinem Charme einfach nicht widerstehen kann.
Die Kinderrollen sind wie üblich doppelt besetzt mit Nachwuchstalenten (alle geboren zwischen 2004 und 2007). Das erwachsene JTB-Profi-Ensemble (Katharina Felschen, Nima Conradt, Thomas Kahle und Jan Herrmann) spielt famos die sechzehn anderen Figuren (tolle Kostüme: Brigitte Winter). Und Jan Herrmann spricht so hübsch gemütlich schwäbisch, dass sein brutaler Wüterich gar nicht arg bös erscheint. Geht schon klar: Wenn der rot gewandete Fürst ein Machtwort spricht, darf das Volk nun frei sein Land bewirtschaften. Eindeutige Sieger in allen Konflikten sind indes die Kinder Trenk und Thekla.
Perfekter Spaß mit Denkstoff für alle Generationen und bei der Premiere entsprechend mit Beifall überschüttet. E.E.-K.

Spieldauer ca. 90 Minuten, inkl. einer Pause
empfohlen für Publikum ab 6 Jahren.

Dienstag, 15.01.2019

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