Opa ist die beste Oma - Kleines Theater Bad Godesberg - kultur 142 - Januar 2018

Opa ist die beste Oma
Foto: Kleines Theater Bonn
Opa ist die beste Oma
Foto: Kleines Theater Bonn

Muntere Familienkomödie


Kathy ist in dem Alter, wo Eltern einfach peinlich werden. Wie ihr Papa. Der ist nämlich abgehauen mit einem Unterwäsche-Model, was seine Tochter äußerst geschmacklos findet. Immerhin ist sie die Einzige in der Schule, deren Oma in einem ­Ashram wohnt. Und gerade per SMS ihrer Schwiegertochter Liz mitgeteilt hat, dass ihr Selbstfindungstrip noch eine Weile dauern wird. Also muss ein Kindermädchen her, damit Liz ihrem anspruchsvollen Job als Verlagslektorin nachgehen kann und die pubertierende Kathy nicht nur bei ­Facebook rumhängt. Dass plötzlich Opa George, Vater von Liz‘ Ex, aus Indien hereinschneit, weil er sowohl von seiner Gattin als auch der ewigen Meditation die Nase voll hat, hilft wenig.
In der hübschen Londoner Wohnung (Bühne: Horst Neumann), selbstverständlich gelegen im kultivierten Stadtteil Bloomsbury, herrscht also ziemlich dicke Luft. Aber wie im wirklichen Leben verbünden sich die Enkel gern mit den Großeltern. Aus George wird also flugs Georgina. Die Bewerbung der alten Dame kann Liz unmöglich ablehnen. Wo findet man schließlich eine preiswerte Supernanny, die eine Ausbildung an der königlichen Militärakademie Sandhurst vorweisen kann?
Die reizende Familienkomödie Opa ist die beste Oma, verfasst von der in Neuseeland lebenden Britin Lydia Fox, wurde im November 2013 in der Regie von Florian Battermann an dem von ihm geleiteten Neuen Theater Hannover uraufgeführt. Seine Inszenierung ist nun am Kleinen Theater in Bad Godesberg zu erleben.
Die lustige Verkleidungsstory wirkt wie eine Hommage an die unverwüstliche „Mrs. Doubtfire“, wobei Georginas Kochkünste durchaus einen Feueralarm auslösen könnten. Dass Georgina beim Sushi mal „Samurai“ und „Samariter“ verwechselt, gehört zu den heiteren Wortspielereien, bei denen auch so schöne Sätze fallen wie „Es nützt nichts, wenn man nach Boss riecht, aber wie Hugo aussieht“. Immerhin landet Kathys geliebte Schildkröte Mr. Bean weder als Spaghetti-Zutat auf dem Tisch noch im Staubsauger.
Gernot Endemann spielt charmant den Opa George mit grauer Georgina-Perücke, bravem Faltenrock und großem Herzen für junge Gefühle. Als zwischen Business und Erziehung pendelnde, attraktive Liz überzeugt Nadine Arents. Raphaela Kiczka gibt munter das schnippische Handy-Girl Kathy. Gegen die ­robuste Allianz der Generationen hat es der ­australische Verleger Cliff Taylor nicht leicht. Wolf-Guido Grasenick mutiert jedoch flott vom verhinderten Rosenkavalier zum charmanten Lover.
Nach der Pause gewinnt die Vorstellung noch deutlich an Tempo. Zumal sich überraschend Cliffs Mutter (Sabine Schmidt-Kirchner) einfindet beim wegen notorischem Londoner Regen ins traute Wohnzimmer verlegten „Indoor-­Picknick“. Und sich nach ein paar Flaschen Champagner verknallt in das ziemlich maskuline Kindermädchen. Kathy kann sich also nach allerhand spaßigen Turbulenzen freuen auf eine Doppelhochzeit und muss sicher nicht bald auf einem Känguru zur Schule reiten. Das mit den schwer erziehbaren Erwachsenen geht schon in Ordnung, zumal ihre Mama demnächst wohl Liz Taylor heißt. Die vergnügliche Familien-Farce mit koketter Gender-Verwirrung erhielt bei der Premiere redlich verdienten freundlichen Beifall.
Die letzten beiden Aufführungen finden an Silvester statt und eignen sich gut, um ins Neue Jahr zu feiern. Leider ist die Entscheidung über die Zukunft des Kleinen Theaters ab 2019 immer noch offen. Die kommende Spielzeit wird jedenfalls wie geplant stattfinden. E.E.-K.
Spieldauer ca. 2 ¼ Std. inkl. Pause

Dienstag, 13.02.2018

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