Der Bär, der nicht da war (Uraufführung) - Theater Marabu - kultur 140 - November 2017

Der Bär, der nicht da war
Foto: Ursula Kaufmann
Der Bär, der nicht da war
Foto: Ursula Kaufmann

Heiteres musikalisches Bildertheater für Kinder


Manchmal muss sich ein Juckreiz einfach kratzen. Vielleicht wird daraus dann ein Bär. Oder eine wunderbare kleine Geschichte aus der Zeit kurz nach „Es war einmal“. Nach dem höchst erfolgreichen musikalischen Kindertheater Die Geschichte vom kleinen Onkel mit Musikern des Beethoven Orchesters Bonn hat das Theater Marabu nun Der Bär, der nicht da war erstmals als Musiktheater auf die Bühne gebracht. Die Uraufführung fand im Hauptprogramm des Beethovenfestes statt. Das ermöglichte den Marabus die Vergabe des Kompositionsauftrags an Markus Reyhani, der neben vielen anderen Stücken auch schon den „kleinen Onkel“ mit Klängen versorgte.
Mit der Frage „Bist du ich?“ stolpert der Bär auf die Bühne und erkundet erst mal seine Glieder, bis er auf zwei Beinen stehen kann. Das Bilderbuch des israelischen Autors und Musikers Oren Lavie, kongenial übersetzt von Harry Rowohlt und illustriert von Wolf Erdbruch, geht nämlich ganz leichtfüßig philosophischen Grundfragen auf die Spur. In der Regie von Claus Overkamp wird daraus spielerisch ein akustisch-visuelles Wunderwerk. Erzählerin Tina Jücker hackt rhythmisch Kräuter. Per Live-Kamera (Video: Norman Grotegut) wird aus ihrer Salatschüssel ein Garten, aus Mangoldblättern ein Urwald und aus frischem Gemüse eine köstlich bunte Blumenwiese wie ein barockes Stillleben. „Schön“ sagt der Bär. „Das ist keine Zahl“ meint der vorletzte Vorzeige-Pinguin, der über alles und nichts nachdenkt. Bene Neustein spielt den kleinen Besserwisser, wenn er nicht gerade im lustigen Bürokraten-Kostüm (Ausstattung: Regina ­Rösing) an seinem elektronischen Spielzeug Töne zaubert.
Am Kompass-Baum hocken derweil der saumselige Salamander mit tiefem Fagott (Daniel Staravoitau) und das bequeme Bergrind mit heller Klarinette (Tobias Gubesch). Die beiden munteren Instrumentalisten sind Gewächse der kooperierenden Kölner Hochschule für Musik und Tanz. Die Kinder bei der ausverkauften Familienpremiere, die sich fröhlich ins Geschehen einmischten, begriffen sofort: Es geht nicht um Rechnungen oder Richtungen, sondern um Frühstück oder Mittagessen.
Der Schauspieler Faris Yüsbasioglu verkörpert charmant den neugierigen Bären, in dem die Großeltern möglicherweise einen geistigen Verwandten des unsterblichen Winnie Pooh erkennen. Die freundlichen Bläser bestätigen ihm jedenfalls, dass er ein sehr netter Bär ist. Wahrscheinlich sogar der glücklichste, nachdem ihn das flott herumkreisende Taxi der trägen Schildkröte (köstlich am Lenker eines skurrilen Elektromobils: Tina Jücker) nach Geradeaus gebracht hat. Da wollen zwar gerade alle hin, weshalb jeder Irrweg sicherer ist. Sofern er so musikalisch poetisch verläuft und „Schön“ als echte Sonderzahl im virtuellen Universum gilt. Das ist der Fall bei dem Bären, der von Anfang an ahnte, „dass ich Ich bin“ und deshalb ein perfektes Du. Beglückter Applaus! E.E.-K.
Empfohlen für Publikum ab 4 Jahren.

Spieldauer ca. 45 Minuten, keine Pause
Die nächste Vorstellung: 26.11.17

Freitag, 12.01.2018

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