The Trump Card - Theater Die Pathologie - kultur 140 - November 2017

Trump Card
Foto: Theater Die Pathologie
Trump Card
Foto: Theater Die Pathologie

Professionelle Lügner


Trump-Bashing ist beliebt im aufgeklärten Westen. In Maren Pfeiffers Inszenierung im kleinen Bonner Südstadt-Kellertheater „Die Pathologie“ erscheint der Mann mit der blonden Fönfrisur nicht. Sondern ein Standup-Comedian, der sich als „professioneller Lügner“ auf Politiker-Imitationen spezialisiert hat. Der Schauspieler Sunga Weineck parodiert glänzend Trumps Vorgänger Barack Obama. Das leicht vorgeschobene Kinn im Profil für die TV-Kameras, die sorgfältig kalkulierten Sprechpausen, die manierierten Gesten beim Griff an die Stuhllehne – Weineck probt in seiner bescheidenen Theatergarderobe eine fiktive Vorstellung. Packt hellbraune Star-Wars-Jedi-Pantoffeln aus und freut sich wie ein Kind über den dazu gehörigen kuscheligen Bademantel. Sternenkrieger Trump, dem Darth Vader über die Schulter blickt? Immerhin hat Show-Mogul Trump einen Stern auf Hollywoods Walk of Fame.
Der amerikanische Autor und Performer Mike Daisey, weltweit bekannt geworden mit seinem Stück Die Agonie und Ekstase des Steve Jobs, tourte schon während des Präsidentschafts-Wahlkampfs 2016 mit seinem Monolog The Trump Card durch die USA. „Trumpfkarte“ wäre die wörtliche deutsche Übersetzung. Der Milliardär Donald Trump zog sie bekanntlich und gewann wider Erwarten die Wahlen. Bei der deutschen Erstaufführung von Daiseys „Trump“ Anfang März 2017 am Theater Dortmund wurde daraus eine bitterböse Wahlparty. Daisey bietet seinen Text gemeinfrei an für unterschiedliche Interpretationen. Für die Pathologie hat die in den USA lebende Natascha Hoffmeyer das Stück eigens neu übersetzt.
Der Mann auf der Bühne erzählt von einem schicksalhaften Paket seines Vaters, das das Original von „Trump – das Spiel“ enthielt. Eine Art vereinfachtes Monopoly, das Donald Trump 1989 mit eher geringem Erfolg auf den Markt brachte.
Bei seiner imaginierten Spiele-Party mit Trump-Bier, Trump-Eis, Trump-Steaks usw. läuft der Comedian zu großer Form auf und berichtet von Donalds Vater Fred, dessen deutsche Eltern der US-Präsident kurzerhand zu schwedischen Einwanderern erklärte. Er berichtet von dem jüdischen homosexuellen Star-Anwalt Roy Cohn (übrigens eine zentrale Figur in Tony Kushners Drama Angels in America), einem homophoben Antisemiten und Kommunis­tenfresser, der von 1973 bis zu seinem Aids-Tod 1986 Trumps wichtigster juristischer Berater war.
Selbsthass als Motivation für einen langen Prozess, der schließlich einen rücksichtslosen Immobilien-Tycoon mit den Stimmen der weißen Unterschicht aus den Provinzstaaten an die Macht brachte? Der Albtraum geht weiter, während der Komödiant nach der Probe zum Auftritt gerufen wird. Den erlebt man nicht mehr, nur seine Rollen-Untersuchungen mit ein bisschen kokettem Gemerkel und vor allem vielen sarkastischen Anmerkungen zum Zustand des gefährlichen Spiels mit Lüge und Wirklichkeit. Herzlicher Premierenbeifall.
E.E.-K.
Spieldauer ca. 70 Minuten, keine Pause
Die nächsten Vorstellungen:
20.11. // 21.11. // 13.12.17

Freitag, 12.01.2018

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