Die Schnecke und der Buckelwal - Junges Theater Bonn - kultur 138 - Juli 2017

Die Schnecke und der Buckelwal
Foto: actorsphotography
Die Schnecke und der Buckelwal
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Glückliche Reise


Das aufgeweckte Mädchen mag noch nicht schlafen gehen. Zum Vergnügen der jungen Zuschauer versteckt sich die „Kurze“ im Saal und auf der Bühne. Dass ihr Lieblingskuscheltier eine Seeschnecke ist, hat seinen Grund. Ihr Vater ist Marinekapitän und oft lange auf den Weltmeeren unterwegs. Am liebsten möchte sie mitreisen, aber dafür muss sie noch ein wenig größer werden. Der Vater schickt ihr zum Trost jedoch von seinem Schiff aus eine schöne Geschichte: Die Schnecke und der Buckelwal. Und plötzlich sind die beiden mittendrin in einem aufregenden Abenteuer.
Die Bratschistin und Schauspielerin Marlene Zilias deutet das in ihrem musikalischen Prolog mit „My Bonnie is over the Ocean“ schon kurz an. Elektronische Loops erweitern ihre live gespielten Kommentare zu einem poetischen Klangraum mit Wellenrauschen, tiefen Wal-Tönen und glitzernden Schnecken-Spuren. Zilias spielt auch die charmante Erzählerin und diverse weitere Rollen. Das eigentlich Faszinierende an Toby Mitchells Inszenierung (für die deutschsprachige Erstaufführung szenisch einstudiert vom JTB-Ensemblemitglied Bernard Niemeyer) ist der fliegende Wechsel zwischen den Handlungsebenen. Die kleinen Zuschauer begreifen spontan, dass alles gespielt ist und dennoch – oder gerade deswegen – seine eigene Realität hat.
Die Schnecke und der Buckelwal ist bereits die vierte Kooperation des JTB mit der renommierten britischen Theaterkompanie „Tall Stories“. Die Aufführung basiert wieder auf einem Bilderbuch der Grüffelo-Erfinder Axel Scheffler und Julia Donaldson. Eigentlich ist es eine liebevolle Vater-Kind-Geschichte. Beide sehnen sich nach dem Beisammensein daheim und nach der weiten Welt. Deshalb spielen sie einfach gleichzeitig das eine wie das andere. Lustige Erziehungs-Rituale im Kinderzimmer und die fantastische Freundschaft zwischen einem Meerwinzling und einem Ozeanriesen. Maxine Bender (*2004, alternierend mit der gleichaltrigen Emilia Brunetti) ist die unwiderstehlich freche Göre und die neugierige Schnecke, die es auf dem behaglichen Felsen ihrer Artgenossen ziemlich langweilig findet. Axel Hinz verkörpert hinreißend den humorvollen Traum-Papa und den sympathischen Buckelwal.
Für helles Entzücken sorgt die Ausstattung von Isla Shaw. Das große Bullauge im Hintergrund verweist auf den maritimen Beruf des Vaters, könnte aber auch zu dem Wal gehören. Dieser entsteht im Handumdrehen aus dem Mobiliar. Der graue Ohrensessel wird zur Schwanzflosse, und schon beginnt die Reise. Inkl. Walfontänen aus Wasserpistolen, was zu einem spritzigen Vergnügen gerät. Spaß machen auch drollige Reime wie: „schwarz wie Ruß – juckender Fuß“.
Die kleine Schnecke erlebt eine Welt voller Wunder. Bis ihr großer Freund selbst in Gefahr gerät. Von wegen Schneckentempo – höchste Eile ist angesagt, damit der gestrandete Wal in sein Element zurückkehren kann. Ein Signal per Schneckenschleim-Schrift ermöglicht die Rettung. Denn auch ganz Kleine können Großes ­leisten. Die Kleinen im Publikum reagierten bei der Premiere höchst lebendig auf die Impulse von der Bühne. Mal lautstark und mal schlicht gebannt von den spannenden Verwandlungen. Eins ist klar: Beim nächsten spielfreudigen Ausflug auf dem Walbuckel kommen die drei trägen Schnecken von der heimischen Regalwand bzw. ihrem Felsen mit. Weil man manche Weltwunder einfach erleben muss. E.E.-K.

Spieldauer ca. 1 Stunde,keine Pause
nächste Aufführungen
21.10. ? 22.10. ? 15.11. ? 10.12.17
Empfohlen für Publikum
ab 4 Jahren.

Dienstag, 12.09.2017

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