Guido Fischer und Björn Jung - kultur 135 - April 2017

Wir verlieren uns gerne in den Themen
Guido Fischer und Björn Jung versuchen sich an einem neuen Duo-Programm

von Thomas Kölsch

Nicht Stammbesetzung, wohl aber Stammgäste: An Guido Fischer und Björn Jung führt im Haus der Springmaus seit einigen Jahren fast kein Weg vorbei. Die beiden Schauspieler, die seit 13 Jahren die nach ihnen benannte gemeinsame Theaterproduktionsfirma leiten, haben mit Stücken wie Männerhort, Ladies Night oder Paarungssache Dauerbrenner geschaffen, die zum Teil schon seit Jahren das Publikum ein ums andere Mal begeistern. Fröhliche Boulevardkomödien, bis zum Rand vollgepackt­ mit Pointen und beliebten Klischees. Immer spielen Fischer und Jung mit – doch noch nie sind sie als sie selbst auf die Bühne gegangen. Mit ihrem neuen Programm Innen zwanzig, außen ranzig wird sich das nun ändern. Jetzt müssen sie sich öffnen, müssen alles rauslassen, all die Sorgen und Leiden von Männern mit Mitte 40. Zu jung für die Midlife-Crisis und doch zu alt für eine Youtube-Karriere – da kann man schon mal in Panik verfallen und verzweifelt versuchen, sich neu zu erfinden.

„Es ist schon bezeichnend, wenn man anfängt, mehr über Krankheiten als über Frauen zu reden“, gesteht Guido Fischer lachend. Oder wenn man auf der Suche nach einem Ziel im Leben nur den ausstehenden McDonalds-Besuch mit Mutti zu nennen vermag. Da muss es doch mehr geben. „Tatsächlich stellen wir uns derzeit mal die Sinnfrage“, sagt der 52-Jährige. „Eigentlich sind wir ja sehr zufrieden mit unserem Leben, aber man überlegt sich schon, ob man nicht doch irgendetwas ändern sollte. So lange man es noch kann.“ Klingt stark nach Betroffenheits-Comedy. Doch mit der entsprechenden Spielfreude lässt sich auch daraus etwas machen. Und über die verfügen Fischer und Jung zweifelsfrei. Weshalb es nur konsequent ist, in der ersten Duo-Arbeit seit dem pythones­ken Der Messias endlich einmal auf fremde Rollen zu verzichten und sich selbst zu spielen. „Wir haben lange versucht, zu diesem Punkt zu kommen und sind sehr froh, dass wir jetzt so etwas umsetzen können. Für mich ist es die größte Herausforderung, privat zu wirken, ohne zu privat zu sein. Denn natürlich schlüpfen wir in eine Maske – aber die zeigt eben uns, wenn auch mitunter überzeichnet. Und das ist gar nicht so einfach, wie es zunächst klingt. Andererseits macht es uns gerade großen Spaß, so dass wir uns gerne mal in verschiedenen Themen verlieren und dann zusehen müssen, wie wir da wieder rauskommen.“
Bei einer Vorpremiere im Haus der Springmaus hat dies schon ganz gut funktioniert, vor allem da Fischer und Jung hervorragend aufeinander eingespielt sind. „Was wir machen, sind aber auch keine klassischen Theaterstücke, sondern Live-Acts. Daher ist es auch nicht schlimm, wenn mal was schief geht“, sagt Ersterer. Was aber ohnehin nicht so oft geschieht. Immerhin sind die beiden Vollprofis: Fischer war vor der gemeinsamen Zeit unter anderem bei den Klingenburger Festspielen, dem Fritz-Rémond-Theater Frankfurt sowie dem Grenzlandtheater Aachen engagiert und ist seit Jahren solo als Caveman unterwegs, während Jung über die Erfahrung zahlreicher TV-Auftritte von der Lindenstraße über Danni Lowinski bis hin zu Die Manns und Die Patin verfügt. Was soll da schon groß passieren? „Ach, es findet sich immer was“, weiß Fischer. „Bei einem unserer Stücke ist irgendwann mal eine Wand umgekippt, was uns überaus geärgert hat – bis wir festgestellt haben, dass die Szene dadurch noch stärker war. Also haben wir diesen 'Fehler' fest eingebaut, vor allem weil ich schon immer von dieser besonders dreisten Art des Theaters fasziniert war. Jetzt werden wir regelmäßig von Zuschauern gefragt, was denn an dieser Stelle schief gelaufen ist. Das ist klasse.“

Die größte Stärke von Innen zwanzig, außen ranzig ist jedoch die besondere Verbindung, die zwischen Fischer und Jung besteht. „Uns ist wichtig, dass wir das gut herausarbeiten können“, bestätigt Ersterer. „Wir nehmen uns ständig auf die Schippe und können uns doch voll und ganz auf den anderen verlassen. Das müssen wir nicht spielen, das ist bei all dem Theater und den Überzeichnungen echt – und deshalb wahrscheinlich die privateste Aussage des gesamten Stücks.“

Donnerstag, 31.08.2017

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