Lass das mal den Willi machen - Kleines Theater Bad Godesberg - kultur 132 - Januar 2017

Lass das mal den Willi machen
Foto: Kleines Theater Bonn
Lass das mal den Willi machen
Foto: Kleines Theater Bonn

Muntere Ehe-Rettung



Mit tiefgründigen Einsichten muss man sich nicht plagen bei der Komödie Lass das mal den Willi machen, mit der das Kleine Theater nun sein Publikum beglückt. Es darf einfach gelacht werden über die ehelichen Verwirrungen, die Regisseur Peter Nüesch als Possenspiel mit viel Situationskomik auf die Bühne gebracht hat.
Willi ist ein echter Mustergatte, der seiner Frau Margarete jeden Wunsch von den Augen abliest. Er ist fleißig, fürsorglich, trinkt und raucht nicht und käme nie auf den Gedanken, eine andere Frau auch nur anzuschauen. Wenn es irgendwas zu tun gibt, braucht man nur zu sagen „Lass das mal den Willi machen“. Das Problem dabei: Seine lebenslustige Gattin findet ihn sterbenslangweilig und will sich scheiden lassen. Wer jetzt an den über 100 Jahre alten Bühnenschwank Der Mustergatte von Avery Hopwood denkt, liegt völlig richtig. Heinz Rühmanns Paraderolle übernimmt in der munter aufgefrischten Fassung jetzt Heinz Erhardt. Gespielt von Thorsten Hamer, bestens bekannt als geniales Double des legendären Komikers und lis­tigen Verseschmieds. Er ist also gleichzeitig der treuherzige Ehemann und Erhardts Kunstfigur Willi Winzig, der manchmal auch augenzwinkernd „noch’n Gedicht“ in petto hat.
Im Bühnenbild von Mario Clos knallen flott getaktet im wachsenden Irrsinn des Geschehens hinter der kleinbürgerlichen Wohnzimmerfassade allerhand Boulevardtüren auf und zu. Fabienne Hesse gibt nicht nur sehr blond, sondern auch höchst energisch die junge Margarete, die das ständige „Ja, Liebes“ schlicht satt hat und ihre Reize gern etwas mehr zur Geltung bringen möchte. Da kommt der charmante Jugendfreund Freddy (liebenswürdig: Nikolas Knauf) mit Tennisdress, Tangoschritten und Opernkarten gerade recht. Für die passenden ­Kostüme hat Sylvia Rüger gesorgt.
Margarete und Freddy genießen also Verdis Eifersuchtsdrama Otello, während Willi auf dem Sofa ein Taschentuch bestenfalls für seinen Schnupfen zückt, aber ein paar gute Ratschläge seines ehemaligen Schulkameraden und neuen Nachbarn Fred Piepenbrinck verarbeitet. Wolf Guido Grasenick spielt den Möchtegern-Casanova, der nächtens gern „wichtige Geschäfts-Sitzungen“ absolviert. Während seine treue Gattin Eva ahnungslos daheim herumsitzt. Eva Wiedemann mit dunkler Bubikopf-Frisur verkörpert entzückend die naive Hausfrau, die gern ein bisschen Leben in den Ehefrust bringen möchte.
„Kompromittier mich“, bittet sie schüchtern Freund Willi, wobei beide nicht so recht wissen, wie das zu bewerkstelligen ist. Immerhin hat Margarete eine gut gefüllte Hausbar eingerichtet. Die Folgen als „Rausch“ zu bezeichnen, wäre deutlich untertrieben, in einiger Hinsicht freilich auch übertrieben. Jedenfalls bleibt im Zuschauerraum kein Auge trocken bei dem hochprozentigen Cocktail aus Alkohol und Slapstick. Die heimkehrenden jeweiligen Ehepartner finden folglich auf dem Sofa zwei ziemlich derangierte Gestalten vor. Was die Wut der scheinbar Betrogenen höher schäumen lässt, als Willi und Eva je zu träumen wagten. Margarete bestellt gleich die Möbelpacker. Womit Inspizient Lutz Arkenberg und Ausstattungsleiterin Olga ­Yakovleva noch einen hübschen kleinen Bühnenauftritt bekommen, bevor sich alle Missverständnisse in Wohlgefallen auflösen. Es bleibt dabei: Man muss Willi einfach machen lassen.
Ein grundsolider Schwank also. Völlig jugendfrei, zumal der Gebrauch von Getränken, die man gern geistig nennt, hier niemanden zu deren allzu intensiver Nutzung verführen wird. Herzlicher Premierenbeifall für das aufgeweckte Ensemble und ein köstlich angeheitertes Unterhaltungstheater. E.E.-K.

Spieldauer ca. 2 ¼ Std. inkl. einer Pause
Läuft bis 31.12.16

Dienstag, 24.01.2017

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