Die drei ??? - Der Fluch des Piraten - Junges Theater Bonn - kultur 130 - November 2016

Die Drei ??? - Fluch des Piraten
Foto: actorsphotography
Die Drei ??? - Fluch des Piraten
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Filmreifes Abenteue

Filmreifes Abenteuer

Die cleveren Nachwuchs-Detektive mit den berühmten drei Fragenzeichen als Firmenlogo stellen selbst Weltstars in den Schatten. Seit dem Deutschlandstart der Jugend-Krimiserie 1968 wurden hierzulande mehr als 45 Millionen Tonträger und über 16 Millionen Bücher mit Abenteuern der Spürnasen verkauft. Der Fluch des Piraten hat alles, was eine gute Abenteuergeschichte braucht: Eine einsame Insel, ein Schiffswrack, einen Schatz, dem ein paar dunkle Gestalten auf der Spur sind, einen geheimnisvollen Brief… Garniert mit Cliff-Hängern und einem ordentlichen Schuss Komik. Sowie einem tollen Schauplatz: das idyllische Örtchen Rocky ­Beach an der kalifornischen Küste. Nicht weit entfernt von Hollywood. Alte Filmdosen sind denn auch auffälliger Bestandteil des Bühnenbildes der neuen Inszenierung von Moritz Seibert, Intendant des Jungen Theaters Bonn, das traditionell seine Saison im Telekom-Forum eröffnet. Diesmal mit einer besonderen Uraufführung, denn zum ersten Mal weltweit kommen Justus, Peter und Bob, Gründer des renommierten Detektiv-Unternehmens „Die drei ???“, live auf die Bühne. Die Premiere fand auf den Tag genau 52 Jahre nach dem Start der beliebten Jugendbuch-Reihe statt.
Seibert hat Motive der 135. Folge Fluch des Piraten dramatisiert. Die eigens dafür von Serge Weber komponierte Musik enthält allerhand Kino-Zitate. Die über der Drehbühne laufenden spektakulären Landschafts-Aufnahmen hat Videokünstler Daniel Winter gestaltet. Die jungen Detektive haben heutzutage natürlich Handys und selbstverständlich Internet in ihrem geheimen Hauptquartier unter dem Dach des Gebrauchtwarenladens von Justus‘ Onkel Titus Jonas.
Eigentlich wollten sie ja den Beginn der Sommerferien mit einer Strandparty feiern und mal Pause machen von ihrem anstrengenden Job. Aber dann läuft ihnen Althena über den Weg, verfolgt von einem Mann. Nach der mit Slow-Motion und Lichteffekten spannend inszenierten Szene ist klar: Die drei Jungs müssen sofort aktiv werden, denn Althena hat bei der Rempelei ihre Digitalkamera in Justus‘ Hosentasche gesteckt. Das Mädchen ist zwar Chefin eines weiblichen Konkurrenz-Unternehmens in Los Angeles, aber im Notfall muss Peter halt sein neues Surfbrett und sein angehimmeltes Beachgirl auf später vertrösten. Der strenge Analytiker Justus, bei der Premiere glänzend gespielt von Oscar Kafsack (in anderen Vorstellungen Luis Gesterkamp), erkennt sofort: Dies ist ein ganz spezial gelagerter Sonderfall!
Der sportliche Kinofreak Peter (Lewin Mayer-Tasch, alternierend mit Gustavo Jochim) hat zwar gelegentlich ein ungutes Gefühl, aber Bob (Benedikt Lewalter / Tristan Witzel) lässt sich bei seinen Recherchen nicht erschüttern. Herauszufinden, dass die alte Lady Livingston (JTB-Urgestein Giselheid Hoensch, die am 9. Oktober ihren 80. Geburtstag feierte) Auftraggeberin von Althena ist, erscheint der schlauen Boygroup fast wie ein Kinderspiel. Deutlich undurchsichtiger ist die Filmproduzentin Elvira Zuckerman (Andrea Brunetti, seit mehr als 10 Jahren fest im JTB-Ensemble), die ein Remake des einst unter merkwürdigen Umständen gescheiterten Projekts „Der Fluch des Piraten“ plant und der Investigations-Truppe den Helikopter-Flug auf eine unbewohnte Insel finanziert.
Die spontane Ausrüstung der Kids ist indes nur mäßig dschungeltauglich, zumal sie noch die kokette Corona (Eileen Rode / Pauline Feinhals) an der Backe haben, deren schicke Schühchen samt spärlichem Mini-Outfit (pfiffig-freche Kostüme: Brigitte Winter) für Bergtouren nicht sonderlich geeignet sind. Außerdem hat sie sich mit ihrer Chefin Althena verkracht (köstlich burschikos: Louise Buhl / Tamina Friedrich). Der Zickenkrieg ist freilich schnell vergessen, nachdem Althena aus einem brennenden Schiffswrack befreit wurde. Den Übeltäter mimt Jan Herrmann, ebenfalls seit über 10 Jahren am JTB engagiert. Sandra Kerrenbach spielt u.a. die Empfangsdame im noblen Senioren-Resort und assis­tiert bei den vielen spannenden Wendungen des turbulenten Krimis. Christian Steinborn (alternierend mit Uli Wewelsiep) ist der erfahrene Inspektor Cotta, der voller Respekt seine intelligenten jungen Kollegen beobachtet und nach der Lösung des Falls die polizeilichen Aufgaben übernimmt.
Das Schöne ist: Die schlauen Ermittler haben immer die kriminalistisch geschulte Nase vorn, altern nie und kapitulieren mit jugendlichem Leichtsinn vor keiner Gefahr. Die spannende, sehr unterhaltsame Aufführung ist mittlerweile im frisch renovierten JTB-Haus an der Beueler Hermannstraße zu erleben. E.E.-K.

Spieldauer ca. 2 Std., inkl. einer Pause
nächste TerminE:
4.11. ? 26.11. ? 27.11. ? 9.12. ? 10.12.16

Empfohlen für Publikum ab 8 Jahren.

Donnerstag, 19.01.2017

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