Empreintes Massai - Tanzgastspiel Compagnie Georges Momboye - kultur 128 - Juli 2016

Afrikanische Spurensuche


Eine kraftvolle Inszenierung: Georges Momboye feiert international große Erfolge und gilt als Galionsfigur des zeitgenössischen afrikanischen Tanzes. Anfang Juni war sein Stück Empreintes Massai – Fußabdrücke der Massai in der Veranstaltungsreihe „Highlights des internationalen“ Tanzes zu sehen. Die Kultur der Stämme Tansanias und Kenias dienten Momboye als Inspirationsquelle und werden eindrucksvoll dargestellt, ohne in Klischees abzugleiten.
Acht athletische TänzerInnen stellen fesselnd und leidenschaftlich Bräuche der Massai dar und verwandeln die Bühne in die Steppe Afrikas. Das schlicht gestaltete Bühnenbild hat der vielfach ausgezeichnete Georges Momboye selbst entworfen. Links im Kulissenboden stehen schmale Bäume, um die sich die Tänzer grazil herumschwingen. Zur Musik von Manuel Wandji entfaltet sich eine feine Lichtregie. Poetische, minimalis­tische Projektionen im Hintergrund und Schattenbilder der Tänzer verschmelzen zu einem Gesamtkunstwerk. Hallende Trommel-, Markt- und Tiergeräusche verdichten die afrikanische Atmosphäre und das Publikum taucht tief in eine einzigartige Welt ein. Der Tanzrhythmus wechselt innerhalb weniger Minuten und in die Choreographie fließen Breakdance und Hip-Hop Elemente ein. Ein gekonnter Mix aus Tradition und Moderne. Zeitgenössischer Tanz mischt sich mit archaischen Bewegungen, als könnten die Tänzer nicht anders und wären von mystischen Energien gelenkt. Die Szenen werden immer wieder durch den für die Massai typischen Sprung-Tanz unterbrochen.
Die Initiation eines jungen Massai zum Krieger wird durch Bemalung und vorherige Prüfung vom Häuptling tänzerisch dargestellt. Mit Solodarbietungen erkämpft sich jeder seine Position im Stamm. Immer wieder durchzieht das Ensemble eine Art Welle, entlang der eigenen Körperachse. Im Zentrum steht eine stolze Frau, Iamnia Montalvo Hernandez, ganz in ein langes, fließendes sandfarbenes Kleid gehüllt, mit einem Tonkrug auf dem Kopf. Sie wird von dem dynamischsten aller Krieger, Nestor Kouame, mit breiter Brust umworben. Die Annäherung an die grazile Dame wird jäh mit stampfenden nackten Sohlen und weißen langen Stöcken der Artisten boykottiert. Keine Liebe mit Happy End. Besonders in Erinnerung bleibt ein Bewegungsbild, in der Gaetan Mazin abseits tanzt und nie in die Gruppenkonstellationen einbezogen wird. Seine Sprünge werden verhindert und die Anderen attackieren ihn. Nach einer Weile überwinden sie die Fremdheit, die verhärteten Fronten weichen auf und der hellhäutige, augenscheinlich Andersartige gehört wieder zur Formation. Ein berührendes und eindrucksvolles Statement zur Integration.
Die kraftvolle Truppe tanzte sich in die Herzen der Zuschauer. Nach 70 pausenlosen Minuten nahmen Compagnie und Choreograf den begeisterten Beifall im restlos ausverkauften Opernhaus entgegen, inklusive Standing Ovations. Nicole Günther

Donnerstag, 13.10.2016

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