Suk, Josef (1874 - 1935)

Josef Suk
Foto: Philipp Hennecke
Josef Suk
Foto: Philipp Hennecke

kultur 124 - März 2016

Der im tschechischen Krecovice geborene Komponist, Violinist, Pianist und Kompositionslehrer wurde zunächst von seinem Vater Josef, einem Lehrer sowie Organist und Chorleiter, musikalisch unterrichtet. Dieser bereitete ihn auch auf die Aufnahmeprüfung für die Violinklasse am Prager Konservatorium vor. Bereits mit elf Jahren wurde er dort Schüler in der Klasse von Anton Bennewitz. Seit 1891 wurde Suk am selben Konservatorium von Antonín Dvorák in Komposition ausgebildet. Das erste Werk, das er bei seinem neuen Lehrer komponierte, war das Klavierquartett op. 1, das zugleich als erstes gedrucktes Werk 1892 erschien. Im selben Jahr gründete Suk zusammen mit Karel Hoffmann, Oskar Nedbal und Otto Berger (nach seinem frühen Tod trat an dessen Stelle Hans Wihan) das Böhmische Streichquartett (auch Tschechisches Streichquartett genannt). Dieses Ensemble wurde auf zahlreichen Konzertreisen durch Europa rasch berühmt. Suks Kompositionen entstanden auch auf diesen Tourneen, aber hauptsächlich während der Sommermonate, die er in Krecovice bei seinen Eltern verbrachte. Seine Werke wurden seit 1896 vom Verlag Simrock in Berlin herausgegeben. Im selben Jahr kaufte sich Suk eine Stradivari von 1683.
1898 heiratete der Komponist Otilie Dvorák, die Tochter seines berühmten Lehrers. In der folgenden Zeit entstanden so erfolgreiche Werke wie die Orchestersuite Pohádka / Ein Märchen op. 16 und die Fantasie für Violine und Orchester op. 24. Schwere Schicksalsschläge für den Komponisten waren 1904 der Tod seines geliebten Lehrers und nur ein Jahr später auch seiner Gattin. Ihrer beider Gedenken ist seine Symphonie Asrael op. 27 gewidmet.
Bereits 1901 war Suk außerordentliches Mitglied der Tschechischen Akademie geworden, 1913 wurde er ordentliches Mitglied. 1922 wurde er zum Professor für Komposition der Meisterklasse am Prager Konservatorium ernannt. Sein berühmtester Schüler war Bohuslav Martinu.
1932 wurde der Festmarsch V nový život (Ins neue Leben) op. 35c bei der Olympiade in Los Angeles ausgezeichnet. Sein letztes großes Werk, an dem Suk bis 1933 arbeitete, war der Epilog op. 37. Der Komponist starb infolge eines Herzinfarktes; sein Grab befindet sich in seinem Geburtsort neben dem seiner Eltern.

Suk war vor allem und fast ausschließlich Instrumentalkomponist. Seinen Werken gegenüber war er sehr selbstkritisch; viele Kompositionen arbeitete Suk um, manche mehrfach. Manches wurde nach längerer Zeit verbessert oder neu komponiert, manches kehrte in immer neuen Zusammenhängen bedeutungsvoll wieder, wie Teile der Bühnenmusik zu Radúz a Mahulena.
Für sein eigenes Instrument schrieb er wenige Werke, dafür aber auffallend viel Klaviermusik. Das Hauptwerk aus dieser Gruppe ist der Zyklus op. 30 aus dem Jahre 1909. Innerhalb der Kammermusik erkundete Suk systematisch die anerkannten Gattungen Klaviertrio, -quartett, -quintett und Streichquartett. Über das monumentale einsätzige Streichquartett Nr. 2 op. 31 urteilte der befreundete Wilhelm Altmann: „es ist so hypermodern, daß es der Zeit um wenigstens zehn Jahre vorausgeeilt ist“. Im Zentrum seines Œuvres steht aber die Auseinandersetzung mit der Symphonie. Beginnend in der Nachfolge Dvoráks, bricht in der Asrael-Symphonie der Subjektivismus durch und erzwingt eine neue Form. Die nationalen Tonfälle treten von nun an in den Hintergrund. Seine drei letzten Werke dieser Gattung gehören ebenso wie Asrael zu den großen Orchesterwerken des 20. Jahrhunderts. E.H.


Hörtipps:
- Kirill Petrenko conducts Josef Suk, Asrael Symphony, A Summer’s Tale, The Ripening, Orchester der Komischen Oper Berlin, cpo.
- Piano Quintet, Piano Quartet, The Nash Ensemble, helios.

Donnerstag, 07.07.2016

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