Marc Weide - kultur 121 - Dezember 2015

„Ich will einfach nur zaubern, zaubern, zaubern“
– Marc Weide kombiniert erfolgreich Comedy und Magie

von Thomas Kölsch

„Es gibt keinen schlechten Trick, nur eine schlechte Präsentation“: Diesen Leitsatz der Zauberkunst hat sich Marc Weide groß auf die Fahnen geschrieben. Der 24-Jährige vereint Komik mit Magie und gilt spätestens seit dem vergangenen Jahr, als er begleitet von einem Kamerateam des Senders VOX im Spielerparadies Las Vegas sein Talent präsentieren konnte, als Shooting Star der Szene. Dabei war diese besondere Kombination eigentlich gar nicht so geplant, gesteht er im Interview. „Eigentlich wollte ich nie Comedy machen, sondern einfach nur zaubern, zaubern, zaubern“, sagt er lachend. „Das hat sich nach und nach so ergeben, als ich irgendwelche Sprüche gebracht habe, wenn zum Beispiel bei jemandem während der Vorstellung das Handy geklingelt hat. Und immer häufiger kamen die Leute nachher zu mir und sagten, die Zauberei sei ja schön gewesen, aber vor allem durch die Gags sei es so ein schöner Abend gewesen.“ Eine Entwicklung, die Weide zwar überrascht, aber nicht sonderlich stört. „Es geht ja letztlich darum, das Publikum zu unterhalten und es für ein paar Stunden aus dem Alltag herauszuholen.“ Bei ihm können sie immerhin gleichzeitig staunen und lachen. Gar nicht mal schlecht. „Das Wichtigste ist, dass die Menschen dich lieben“, hat ihm sein großes Vorbild David Copperfield mit auf den Weg gegeben. Und das scheint derzeit der Fall zu sein.

Copperfield war es auch, der Marc Weide vor nunmehr 13 Jahren zur Zauberei brachte. Der große Illusionist holte den damals Elfjährigen für einen Trick auf die Bühne – ab diesem Moment war es um den Jungen geschehen. „Ich habe dann ganz klassisch angefangen, mit einem Zauberkasten und Vorführungen vor meiner Familie“, erinnert Weide sich heute. „Ich hatte aber auch das Glück, dass in meiner Nachbarschaft ein erfahrener Zauberer lebte, der mich unter seine Fittiche nahm.“ Was sich auszahlte: Mit 13 nahm Weide an den ersten Wettbewerben teil und gewann, was ihm nur noch mehr Ansporn gab. Doch auch da war noch nicht abzusehen, dass er zehn Jahre später in Las Vegas auf der Bühne stehen würde.

Die Erfahrung in der Wüste Nevadas hat Weide in mehr als einer Hinsicht verändert. „Ich weiß gar nicht, wie ich das noch toppen soll“, gesteht er. Größere Engagements in einem der großen Hotels am Strip? Reizen ihn weniger, auch wenn er durchaus davon träumt, mal ein großes Theater mit 600 Plätzen zu füllen. Aber das geht auch in Deutschland hervorragend. Nicht umsonst heißt sein Solo-Programm Las Vegas kann mich mal. „Gut, wenn da jetzt eine Anfrage kommen würde, könnte ich nicht sagen, ob ich nicht vielleicht doch zusagen würde“, sagt Weide. Aber der Traum hat sich in Schaum verwandelt und aufgelöst. „Es ist ja nicht so, dass ich die Stadt nicht mag, aber dieses Sinnbild der Zauberei, dass damit einhergeht, stört mich. Jeder denkt sofort an halbnackte, schwebende und zersägte Assistentinnen, und wenn man durch Las Vegas streift, sieht man genau das an jeder Straßenecke. Ich möchte viel lieber etwas Neues machen und frischen Wind in die Zauberei bringen.“ Ein großes Ziel. Und eines, für das er weder auf Adrenalin noch auf Großillusionen setzen will. „Dabei zaubert ja das Requisit, nicht der Künstler“, sagt er.

Die Faszination scheint ohnehin bei Fingerfertigkeit stärker zu sein als bei Tricks mit großem Technikaufwand. „Ich kann mir ja inzwischen in vielen Fällen denken, wie etwas funktioniert“, sagt Weide. „Und wenn ich es einmal nicht verstehe, bin ich richtig glück­lich, weil ich mich noch einmal wie ein normaler Zuschauer fühlen kann. Das passiert leider recht selten, etwa fünf bis zehn Mal im Jahr.“ Das bringt eben die Erfahrung mit sich, die der 24-Jährige inzwischen auch weitergibt. „Ich habe irgendwann einen Brief von einer Klasse 8 an meiner alten Realschule in Ennepetal bekommen, ganz förmlich geschrieben. Darin erzählten mir die Schüler, dass sie eine Zauber-AG gegründet hätten und fragten mich, ob ich sie nicht unterstützen könnte. Das fand ich total süß. Ich hätte mir nie vorgestellt, in meinem Alter schon als Mentor fungieren zu können, aber inzwischen mache ich das seit einem halben Jahr. Wir treffen uns einmal in der Woche, und ich helfe dann sowohl bei den Tricks an sich als auch bei der Präsentation, der Bekämpfung von Lampenfieber und dergleichen. Das macht mir unglaublich viel Spaß.“
Und welche Fähigkeit würde Weide bei sich selbst gerne ausbauen? „Oh, gute Frage. Taschendiebstahl vielleicht.“ Ernsthaft? „Ja klar, das kann immerhin auch ein Show-Element sein. Zuletzt haben wir mit einem Filmteam dazu einen Beitrag gemacht, der sehr spannend war.“ Es lohnt sich also, seine Wertgegenstände nahe bei sich zu halten. Zumindest, wenn ein ganz bestimmter Magier in der Stadt ist.

Dienstag, 02.02.2016

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