Das tapfere Schneiderlein - Theatersaal im Augustinum - kultur 115 - Januar 2015

Pfiffiger Sieger

Es gehört zu den schönen Traditionen der Landesbühne Rheinland-Pfalz, das zusammen mit dem Kleinen Theater Bad Godesberg produzierte klassische Weihnachtsmärchen in einer Theatergemeinden-Sonderaufführung im Bonner Augustinum zu präsentieren. Diesmal war es Das tapfere Schneiderlein nach den Brüdern Grimm, schwungvoll inszeniert von Oliver Grabus und hübsch farbenfroh ausgestattet von Rolf Cofflet (Bühne) und Sylvia Rüger (Kostüme).
Ein wenig langweilig ist es dem jungen Jockel Zwirn durchaus in seiner putzigen Schneiderstube. Ein Held ist er nicht gerade und gerät schon in Panik bei einem blutigen Nadelstich. Dass er auf einen Streich sieben räuberische Fliegen erledigt, die sich über sein Pflaumenmus-Brot hermachen, ist jedoch eine Meis­terleistung. Mächtig stolz macht sich das Schneiderlein, entzückend verkörpert von dem quirligen Gerald Liebenow, auf in die weite Welt. Wobei sein kindlich naives Gemüt und sein kecker Verstand ihm mehr helfen als rohe Gewalt. Die brummigen Riesen, die im düsteren Wald ihr Unwesen treiben, sind trotz ihrer mit Stelzen auf Überlebensgröße gebrachten Gestalt auch nicht gerade mit höherer Intelligenz gesegnet. Da kann der wilde Rumpelbumm dem kleineren Schwubbeldidup noch so laut auf den Kopf hauen – in dem Doofpott ist einfach kein Hirn drin.
Wenig in der Birne hat auch der eitle Hofmarschall (herrlich komisch: Frank Ferner), der sich an die Prinzessin anschleimt. Was dieses gewitzte Mädchen selbstbewusst zu parieren weiß. Vanessa Frankenbach spielt entzückend das aller Hofetikette abholde Königskind, das seine Gouvernante (Luna Metzroth) gern mal auf dem Kopf stehen lässt und so munter durch den Palastgarten wirbelt, dass sogar die Schlosstürme zu tanzen beginnen. Der königliche Papa (Lorenz Schirren) ist ein Fitness-Freak und verwechselt häufig Wörter, was den jungen Zuschauern viel Gelegenheit gibt, ihm auf die Sprünge zu helfen.
Die vielen Kinder im fast ausverkauften Theatersaal des Augustinums spielten auch sonst vergnügt mit bei der lustigen Geschichte, die nach 90 Minuten (inkl. Pause) selbstverständlich gut ausging. Die große Schar der Grundschüler vom Projekt Theater für dich und mich, das die Bürgerstiftung der Sparkasse KölnBonn zusammen mit der Theatergemeinde Bonn organisiert, konnte nach der Vorstellung sogar noch die ganze Bühnenwelt des tapferen Schneiderleins erkunden und das fantastische Schauspiel-Ensemble persönlich kennenlernen. Und wo begegnen Kinder, die selbst viel Lebensmut brauchen, schon mal einem König, dessen Krone sie anfassen dürfen und der ihnen z.B. ins Theatererlebnis-Büchlein schreibt: „Ich freue mich sehr, lieber Mohammed aus Auerberg, dass du mich heute besucht hast.“ Denn Freundschaft kennt keine Grenzen. E.E.-K.

Donnerstag, 05.02.2015

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