Ludwig van Beethoven - sein Leben, seine Musik - Theatersaal im Augustinum - kultur 112 - Januar 2015

Lutz Görner, Nadja Singer | Lizenz: Lutz Görner
Foto: Lutz Görner
Lutz Görner, Nadja Singer | Lizenz: Lutz Görner
Foto: Lutz Görner

Lutz Görners musikalisches
Beethoven-Porträt im Augustinum

Seit gut vier Jahrzehnten macht der Rezitator Lutz Görner etwas geradezu Notwendiges: Die Türen zur ‚hohen‘ Kunst so weit öffnen, das man ‚barrierefrei‘ den geistigen Olympiern begegnen kann. Er schmeißt sie nicht frech vom Sockel, sondern holt sie respektvoll in die Nähe des heutigen Publikums. Witzig, mit kenntnisreich geschilderten biographischen Details und einer unerschütterlichen Liebe zu den großen Klassikern der deutschen Dichtung. In seiner Interpretation sind sie keine im gelehrten Kanon Verstaubte, sondern haben nachhaltig etwas zu sagen. Unvergesslich bleibt Görners spannende Reise durch die Literaturgeschichte in der Serie „Lyrik für alle“, die von 1993 bis 2010 sonntagsmorgens auf 3sat lief.
Angefangen hat sein Engagement für die Popularisierung (hat hier nichts mit Abstufung zu tun, sondern mit ernsthafter Eroberung von Gipfeln der Wortkunst) der Poesie schon in den 1970er Jahren mit Heinrich Heine. Programme mit Schiller- und Goethe-Texten folgten. Seit 1999 lebt Görner in Weimar, der einstigen Hauptstadt des deutschen Geistes, und widmet sich gern den dort zeitweise ansässigen Komponisten des 19. Jahrhunderts.
Von Franz Liszt führt ein direkter Weg nach Bonn, denn er ist der Ahnherr der Beethovenfeste und finanzierte zu 90% das Denkmal des größten Sohnes der Stadt auf dem Münsterplatz. Dem neuen B-Branding Bonns hat Görner in seinem neuen Programm Ludwig van Beethoven – Sein Leben, seine Musik in gut 2 ½ Stunden (inkl. Pause) freilich weniger Zeit gewidmet als dem Wiener Piano-Star und musikalischen Weltbürger. Klein, struppig, wenig gesellschaftstauglich, liebesunfähig und honorarversessen erscheint er in den Dokumenten, die Görner (angetan mit grün schillernder Seidenhose zum schwarzen Hemd) mit leiser Ironie präsentiert. Elegant spannt er Linien von frühen Fingerübungen zu späteren Meisterwerken. Hörbar macht das die junge russische Pianistin Nadja Singer, Finalistin diverser internationaler Wettbewerbe. Effektvoll spielt sie die Appetit-Happen zu Görners Erzählung, setzt am Flügel erst mal Duftmarken des eigenwilligen Genies und triumphiert mit der kompletten „Appassionata“. Das ist herzwärmendes Gefühl pur und wurde bei der ausverkauften Vorstellung im Augustinum vom Publikum aller Generationen entsprechend gefeiert.
Lust auf italienische Nächte machten beide Künstler schon mal mit einer kulinarisch listigen Rossini-Zugabe, für Piano bearbeitet von Franz Liszt, dem Vorfahren der aktuellen Beethovenfest-Intendantin Nike Wagner, die mit ihren „Pèlerinages“ das Kunstfest Weimar zum hochgeachteten Ereignis machte. Mit Charme und Spürsinn sind Görner/Singer am 20. Februar wieder im Bonner Augustinum zu erleben und mit ihren mediterranen Fantasien im August 2015. E.E.-K.

Beachten Sie bitte auch unser Angebot auf Seite 18!

Donnerstag, 05.02.2015

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