Brockmole, Jessica: Eine Liebe über dem Meer

kultur 109 - Oktober 2014

Wieder ein Roman-Erstling, diesmal aus Schottland, wo eine junge Lyrikerin, Elspeth, lebt, die im Jahre 1912 einen Fan-Brief aus Amerika erhält, von David.
Sie schreibt zurück, bedankt sich, es entwickelt sich ein Briefwechsel über das Meer. Man lernt einander kennen, aber man lebt in zwei Welten. Sie ist verheiratet, ein paar Jahre älter als er. Sie war noch nie von ihrer Insel fort und ist auch sicher, dass sie das nie schaffen würde.
Doch dann bricht der erste Weltkrieg aus, Amerika beteiligt sich, und David kommt nach Frankreich als Soldat. Auch Elspeths Mann ist natürlich im Krieg, sie hört kaum etwas von ihm, bis er als vermisst und dann als gefallen gemeldet ist.
Die Liebe der beiden Brief-Freunde ist so tief geworden, dass Elspeth schließlich ihre Angst vor dem Meer überwindet und eine kurze glückliche Begegnung mitten im Krieg in London stattfindet.
1917 kehrt ihr tot geglaubter Ehemann zu ihr auf die Insel zurück, völlig verändert, sie erkennt ihn nicht wieder. Von David hört sie nichts mehr. Erst 1940, im zweiten Weltkrieg, sucht ihre Tochter nach ihm, der ihr Vater ist, was sie zunächst nicht weiß.
Bitte schelten Sie mich nicht, ich habe das Buch so gern und in einem Zug gelesen. Die Briefe sind bezaubernd, die beiden Menschen so hilflos gegenüber dem stärksten aller Gefühle und versuchen so sehr und ehrlich, das Richtige zu tun. Elspeths Mann stirbt drei Jahre nach seiner Rückkehr an den Folgen des Krieges, aber erst 1940, als die Tochter Maisie versucht, die Vergangenheit ihrer Mutter, über die sie nie gesprochen hat, zu ergründen und schließlich den ihr unbekannten Vater findet, gibt es wirklich ein Happy-End. Ach, man hat es so gewünscht und legt aufatmend das Buch aus der Hand. Man wird doch noch träumen dürfen!

Donnerstag, 13.11.2014

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