Clara Josephine Schumann (1819 - 1896)

kultur 108 - Juli 2014

Die Pianistin und Komponis­tin Clara Schumann wurde 1819 in Leipzig geboren. Ihr Vater Friedrich Wieck, ein studierter Theologe, ließ sich auf dem Klavier ausbilden und gründete eine Klavierfabrik sowie eine Leihanstalt für Musikalien. Er erkannte früh das musikalische Talent seiner Tochter und erteilte ihr, seit sie fünf Jahre alt war, Klavierunterricht, um sie als Wunderkind und Klaviervirtuosin bekannt zu machen. Darüber hinaus unterrichtete Wieck auch Pianisten wie Hans von Bülow und Robert Schumann.

Kompositionsunterricht erhielt Clara in jungen Jahren durch den Thomaskantor Chr. T. Weinlig und den Kapellmeister Heinrich Dorn. Ihre erste Komposition Quatre Polonaises op. 1 wurde veröffentlicht als sie zehn oder elf Jahre alt war. Es folgten weitere Stücke für das Klavier sowie ein Klavierkonzert a-moll op. 7, geschrieben im Alter von 14 bis 15 Jahren. Zu ihren herausragenden Werken zählen der Liederzyklus op. 13, das Klaviertrio op. 17 und die drei Romanzen für Klavier und Violine ­­op. 22 (s.u.).
Claras Vater organisierte die Konzertreisen seiner Tochter und nahm auch auf das Programm Einfluss. Sie trat in jungen Jahren in zahlreichen Städten, auch im nahen Ausland, auf. Clara spielte vor Johann Wolfgang von Goethe und wurde persönlich bekannt mit Niccolo Paganini und Franz Liszt. In Wien wurde sie später mit 18 Jahren zur Kaiserlich-Königlichen Kammervirtuosin ernannt.

Clara lernte Robert Schumann in ihrem Elternhaus kennen; er wohnte eine Zeitlang bei den Wiecks und erhielt von ihrem Vater Klavierunterricht. Eine Pianistenkarriere wurde für Schumann durch eine Sehnenscheidenentzündung des Ringfingers unmöglich. Claras Vater war daher gegen die Verbindung seiner Tochter mit dem mittellosen Schumann. Erst durch eine Klage bei Gericht kam die Eheschließung 1840 zustande.
Clara brachte acht Kinder zur Welt. Ihr Mann sah es nicht gerne, dass sie weiterhin konzertierte, aufgrund der finanziellen Situation der Familie war dies aber erforderlich. Sie machte auf ihren Konzertreisen Schumanns Werke am Klavier in ganz Europa bekannt und war so mitverantwortlich für seinen Ruhm als Komponist.
1850 siedelte die Familie nach Düsseldorf über, wo Robert Schumann Städtischer Musikdirektor wurde. Clara unterstützte ihren Mann tatkräftig bei den Proben des Chores und des Orchesters. Vier Jahre später unternahm Robert Schumann aufgrund einer Erkrankung, die mit Halluzinationen einherging, einen Selbstmordversuch durch einen Sprung von der damaligen Oberkasseler Pontonbrücke. Daraufhin wurde er in die Nervenheilanstalt in Endenich (heutzutage das Schumannhaus in Bonn) eingeliefert und blieb dort bis zu seinem Tode. Clara besuchte ihren Mann in Endenich erst zwei Tage vor seinem Ableben.

1853 lernte Clara den vierzehn Jahre jüngeren Komponisten Johannes Brahms kennen. Robert Schumann machte den damals noch unbekannten Tondichter in dem Artikel „Neue Bahnen“ in seiner Neuen Zeitschrift für Musik publik. Aus zahlreichen Briefen geht hervor, dass Brahms in Clara verliebt war. Inwieweit diese Liebe auf Gegenseitigkeit beruhte, lässt sich durch die vereinbarte Vernichtung der an Brahms gerichteten Briefe nicht rekonstruieren und kann daher nur vermutet werden.

1863 zog Clara nach Baden-Baden um. In den Jahren nach dem Tod ihres Mannes unternahm die erfolgreiche Pianistin Konzertreisen in zahlreiche Städte Deutschlands und Europas. In vielen Konzerten trat sie zusammen mit dem Violinisten Joseph Joachim auf. Als Virtuosin hatte sie eine für ihre Zeit außergewöhnliche Stellung, da sie als Frau in einer männerdominierten Musikwelt so erfolgreich war. Auch bei der Entwicklung des modernen Konzertrepertoires spielte sie eine wichtige Rolle.

1878 wurde sie zur „Ersten Klavierlehrerin“ des neu gegründeten Dr. Hoch’s Konservatoriums in Frankfurt am Main berufen. Clara betätigte sich als Herausgeberin der Werke und zahlreicher Schriften sowie Tagebücher ihres Mannes. Ihr letztes Konzert gab sie im Alter von 71 Jahren.
Im März 1896 hatte sie einen Schlaganfall und starb wenige Monate später mit 76 Jahren.
Clara Schumann ist neben ihrem Mann auf dem Alten Friedhof in Bonn begraben. E.H.


Hörtipps:
- Complete Piano Works; Jozef De Beenhouwer, cpo.
- Lieder; Lan Rao, Micaela Gelius, Arte Nova.
- Klavierkonzert, Piano Trio, 3 Romances; Veronica Jochum, Bamberger Symphoniker, Joseph Silverstein, Tudor.

Dienstag, 04.11.2014

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