Das Haus am See - Kleines Thater Bad Godesberg - kultur 108 - Juli 2014

Spätes Familienglück

Spätes Familienglück
Mit einer melancholischen Komödie, erfrischend unsentimental inszeniert von Stephanie Jänsch, endete die Spielzeit am Kleinen Theater. Intendant Walter Ullrich selbst verkörperte in Das Haus am See des Amerikaners Ernest Thompson den alten Literaturprofessor Norman, der mit seiner Gattin Ethel seit Jahrzehnten die Sommer am „Golden Lake“ verbringt.
Norman hat manchmal kleine Gedächtnislücken, was ihn an geistesgegenwärtigen Sticheleien jedoch nicht hindert. Ullrich spielte den verbiesterten Patriarchen psychologisch präzis mit leiser Komik. Susanne Tremper im burschikosen Jeansanzug war eine grundsympathische Ethel: quirlig, hellwach, fast mütterlich besorgt um den geliebten Mann, dessen Marotten sie so lange kennt und immer noch aushält. Liebevoll schmückt sie das Haus mit Luftballons für die Ankunft der Tochter Chelsea (Sandra Krolik), die von ihrem anspruchsvollen Vater stets gedemütigt wurde. Ihr Besuch zum 80. Geburtstag von Norman, angekündigt von dem lustigen Briefträger Charlie (Olaf Böhnert), hat freilich einen konkreten Grund. Vor einer romantischen Europareise mit ihrem neuen Freund Bill (Holger Hanewa­cker) möchte sie dessen pubertierenden Sohn Billy bei ihren Eltern parken. Bei der Premiere in Bad Godesberg spielte das Nachwuchstalent Kian Gitizad (fünf weitere Jungen waren in der Rolle zu sehen) diesen munteren Knaben, der seinem Wahl-Opa beim Angeln auf dem See nicht nur so schöne Wörter wie „cool“ und „Tussen-Anmachen“ beibringt, sondern auch dessen Herz für Chelsea öffnet.
Der Wandel des bärbeißigen Alten zum verständnisvollen Familienoberhaupt kommt zwar etwas unvermittelt, macht aber Hoffnung auf weitere Sommer am See. Norman hat begriffen, dass die heutige Zeit nicht mehr nach seiner Uhr tickt. Aber immerhin noch nicht ganz abgelaufen ist. Zumal die tapfere Ethel mit solidem Realitätssinn immer alles im Griff hat. Die fabelhafte Schauspielerin Susanne Tremper verband dabei berührende Sensibilität mit feinem Humor und unerschütterlicher Lebensenergie. Herzlicher Beifall für die charmante Zusammenführung der Generationen. E.E.-K.

Das Stück ist leider abgespielt!

Dienstag, 04.11.2014

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