Prix Pantheon – der deutsche Kabarett-, Comedy- und Satirepreis - Pantheon - kultur 107 - Juni 2014

28.-29.04.2014 im Pantheon

28.-29.04.2014 im Pantheon
In diesem Jahr feiert der deutsche Kabarett-, Comedy- und Satirepreis Prix Pantheon bereits sein 20-jähriges Jubiläum!
Zu den bewährten Spielregeln gehört es, dass zwölf Kandidaten in jeweils 20-minütigen Auftritten live vor Publikum im Pantheon gegeneinander antreten: jeweils sechs an zwei aufeinander folgenden Wettkampftagen. Am Ende des zweiten Tages vergibt eine Fachjury den Jury-Preis Frühreif und Verdorben. Das Publikum wählt per schriftlicher Wahl pro Wettkampftag seinen Favoriten. Der Kandidat mit den insgesamt meisten Stimmen ist Gewinner des Publikumspreises Beklatscht und Ausgebuht.
Erstmals wurde der Prix Pantheon in diesem Jahr von dem beliebten Kabarettisten Florian Schroeder moderiert:souverän, witzig und dem feierlichen Anlass der German Spass und Satire Open entsprechend – aber ohne Scheu, sich mit den Hausherren Fritz und Hermann (Rainer Pause und Norbert Alich) das ein oder andere Wortgefecht zu liefern.
Der erste Tag begann mit einem vorab für Unbehagen sorgenden Kandidaten: dem Tod! Tief verhüllt in eine schwarze Kutte stellte er sich als eigentlich recht netter Zeitgenosse heraus und versuchte es mit einer von seinem Imageberater empfohlenen Konfrontationstherapie:einem frischen Bund Radieschen. Was sei denn schlimm daran, diese von unten zu betrachten?
Zurück mitten ins Leben führte die junge Iranerin Enissa Amani. Sie klärte das Publikum über die unverkennbaren Merkmale der Perserinnen auf (vor allem: die operierte Nase!) und berichtete von ihrer Kindheit hart an der Mobbing-Grenze als Flüchtlingskind kommunistischer Eltern in Köln.
Lars Redlich bot am Flügel mit guter Gesangsstimme neue deutsche Coverversionen zu internationalen Popsongs: Oh Mandy – schokobraune Granate von Sachsen... Originell:sein berührendes Lied von Schorsch, der Socke, die bei 60 Grad ihren besten Freund verlor…
Der junge Schweizer Kabarettist Michael Elsner begann sein Programm mit einem umwerfend komischen mehrsprachigen Soundcheck und warnte das Bonner Publikum davor, in die Schweiz auswandern zu wollen. Seine eigenen Landsleute nimmt er hart ins Gericht, wenn er à la Sendung mit der Maus kinderleicht erklärt: „Die Schweiz führt keine Kriege. Sie finanziert sie bloß.“
Kristina Kruttke, bisher bekannt als „Diva La Kruttke“, wagte den Blick in ihre Jugendzeit. Die Entwicklung zur Diva führte über das Los, das mit Abstand größte Mädchen in der Klasse zu sein, in einer Zeit, in der alles „andere“ sowieso schon „peiiiinlich“ war. Großen Applaus gab es für ihre Live-Show der unverwüstlichen BRAVO-Foto-Love-Story, bei der sie problemlos alle vier Rollen der dramatischen Handlung verkörperte.
Einen bestens pointierten Abschluss des ers­ten Wettkampftages bot das Duo ONKeL fISCH (Adrian Engels und Markus Riedinger) mit sarkastischem Kabarett zu Politik und Gesellschaft – u.a. mit einer vielleicht schon bald Realität werdenden Vision der Balla-balla-Nachrichten mit Light-Show und Choreografie.
Christian Heiland trat – als erster Kandidat des zweiten Tages – mit einem fast vergessenenen elektronischen Instrument auf:einem Omnichord aus Japan, Baujahr 1981. Eine schimpfwortdominierte musikalische Wanderung auf dem sehr schmalen Grat zwischen beeindruckender Skurrilität und Geschmacklosigkeit.
Der als Puppenspieler bekannte Benjamin Tomkins bot eine faszinierende Show als Bauchredner, im Dialog mit seinem Kumpel, dem „alten Sack”, der sein Talent gekonnt herausforderte. Doch auch „solo” bewies er sich als einfallsreich und sensibel und endete mit einem eindringlichen Rat an sein Publikum:Machen Sie, wobei sie Erfüllung finden!
Aus der Schweiz stammt das musikalische Damenduo Knuth und Tucek (Nicole Knuth, Schauspielerin, und Olga Tucek, klassisch ausgebildete Sängerin). Mit zwei Akkordeons und einer Minidrehorgel boten sie zu harmonischen Klängen bitterböse Texte: Eine überzeugende Warnung vor nicht wohlmeinenden Predigern, die die Orientierungslosigkeit anderer ausnutzen.
Henning Schmidtke bewies sein Imitationstalent (Grönemeyer u.a.) und plädierte am Klavier gegen die unbedachte Schnelllebigkeit, den „Hetzkasper”:Du siehst keine echten Sterne, wenn Du gegen die Laterne rennst.
Öszcan Cosar berichtete von seiner Kindheit und Jugend in Schwaben als Junge türkischer Abstammung. Mit seiner witzigen Live-Demonstration und Analyse verschiedener Disko-Tanzstile von deutschen Studentinnen und türkischen Mädels bis zu Kugeltänzern und Schulterhochziehern eroberte er die Herzen des Publikums.
Das junge Duo Simon und Jan (Simon Eick­hoff und Jan Traphan) aus Oldenburg bot nachdenkliches Kabarett zu Gitarrenklängen und stellte indirekt die Frage, wann Wohlstandspassivität gefährlich wird.Schöne neue Welt hier:ich drück nur noch gefällt mir. Ein gelungenes Revival der Liedermacher­zunft!
Nach diesem Auftritt kam der Moment der Wahrheit näher:Während das Publikum zu einer Tomatensuppe eingeladen wurde, wurden hinter den Kulissen die Stimmen ausgezählt und die Jury zog sich zur Beratung zurück. Rainer Pause hatte die Ehre, die Preisträger zu küren:Gewinner des Prix-Pantheon-Publikumspreises 2014 ist:Öszcan Cosar! Gewinner des Prix-Pantheon-Jury-Preises 2014 sind:?Simon und Jan, die von der Jury für ihre sprachliche Präzision und hohe Musikalität und ihre Fähigkeit, liebevoll Herz und Hirn ihres Publikums zu erreichen, gelobt wurden.
Am 5.06. werden die Gewinner bei der Prix-Pantheon-Gala im Brückenforum erneut geehrt. Hier werden nicht nur zahlreiche Größen der Kabarettkunst auftreten, sondern wird auch der Jury-Sonderpreis Reif & Bekloppt an einen Künstler für sein Lebenswerk verliehen sowie der Online-Preis Geklickt & Gevotet bekanntgegeben werden. J.S.

Bis zum 5.6. können Sie hier Videos aller Beiträge ansehen und selbst Ihre Stimme für den Online-Preis abgeben: www.prixpantheon.wdr.de.
Auf dieser Website finden Sie auch die Übertragungstermine in Radio (WDR?5) und WDR Fernsehen, u.a Wettkampftage im WDR?Fernsehen: 1. und 8.06., 23:15 Uhr); Gala im WDR-Fernsehen:14.06., 20:15 Uhr.

Donnerstag, 16.10.2014

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