Pleschinski, Hans: "Königsallee"

kultur 102 - Januar 2014

Was fällt Ihnen ein bei Königsallee? Natürlich Düsseldorf! Und dann?
Also, am besten lesen Sie den ungewöhnlichen Roman, aber Sie sollten etwas sprach-besessen sein und sich ein bisschen bei und mit Thomas Mann auskennen.
Der kam nämlich 1954 nach Düsseldorf, um aus seinem gerade erschienenen Roman Felix Krull zu lesen.
Er steigt mit Frau und Tochter im renommierten Breidenbacher Hof ab, der – so kurz nach dem Krieg – die alte Noblesse anstrebt und jede mögliche Mühe auf sich nimmt, um den Nobelpreisträger zufriedenzustellen.
Und dann kommen zwei Herren und wollen ein Zimmer – was 1954 nicht möglich war. 2 Männer – 1 Zimmer! Sie kommen aus Shanghai. Der eine ist Asiate, aber der andere, Klaus Heuser, gehört zu Thomas Manns großen Lieben. Er lernte ihn im Jahr 1927 auf Sylt kennen und nahm ihn als Vorbild für seinen Joseph-Roman.
So also fängt dieses Buch an, das ich mit sehr großem Vergnügen las.
Die Sprache – á la Thomas Mann – hat mich fasziniert. Es passiert eigentlich nichts, aber es ist – und zwar über 400 Seiten hinweg – so unterhaltend, klug, witzig, dass ich es nur in Etappen las, so wie man guten Cognac auch nur schlückchenweise genießen soll.
Diesen literarisch-intellektuellen Genuss wollte ich Ihnen eigentlich als ehrlichen Geheimtipp geben, aber derzeit entwickelt sich das Buch zum Bestseller.

Hans Pleschinski

Königsallee

C.H. Beck,

6. Auflage 2013.

393 S., gebunden,

19,95 €.

Dienstag, 10.06.2014

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