Das Kostüm - kultur 56 – April 2009

Aus dem Nähkästchen - Das Kostüm von Gunther Beth im Contra Kreis Theater

Leider muss man ziemlich lange warten, bis Jürgen Appelhans endlich in dem berühmtes­ten Kostüm der Welt erscheint, dem glitzernden weißen Paillettenanzug, den Elvis Presley am 14. Januar 1973 bei seinem per Satellit in alle Welt übertragenen Auftritt in Honolulu trug. Die Kopie des Aloha-Eagle-Kostüms, die er bei einem Trödelhändler in Tannenbusch gefunden hat (tatsächlich verantwortlich für den Traum in Strass und Weiß ist natürlich Kos­tümbildnerin Kara Schutte), passt dem kleinen Finanzbeamten nämlich wie angegossen, den legendären Hüftschwung beherrscht er perfekt und singen kann er auch.
Der Autor Gunter Beth hat in seinem neuen Stück Das Kostüm einer Figur aus seinem unverwüstlichen Neurosen-Kavalier zu einer abendfüllenden Bühnenexistenz verholfen: Jürgen Appelhans, der sich für Elvis hält. In Beths Regie spielt der Schweizer Schauspieler Philippe Roussel diesen sympathischen Loser schlicht liebenswürdig. Während er das empfindliche Kostüm mit Nadel, Faden und Kleber (nach jedem Auftritt muss nachgebessert werden) auf Hochglanz bringt, plaudert er von seinem eher glanzlosen Junggesellenleben zwischen Bushaltestelle, Katzenkörbchen und griechischer Änderungsschneiderei (witziges Bühnenbild von Pit Fischer). Charmant gibt er seine kleinen Lebensweisheiten zum Besten, sinniert über Ruhm und Ruin, Lampenfieber und Alltagssorgen, die Frauen im Allgemeinen und Besonderen. Ab und zu taucht die attraktive Sonja Weinert als Verkörperung seiner Sehnsüchte auf, doch sein eigentlicher Traum ist Elvis, der Megastar.
Leider setzte ein ganz realer Bühnenunfall Roussel schon nach wenigen Vorstellungen außer Gefecht, so dass das amüsante, eher leise „Show-Spiel“ erst mal aus dem Programm genommen werden musste. Der Contra-Kreis hat freilich schon fest versprochen: Elvis kommt wieder! E.E.-K.

Samstag, 02.01.2010

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