Maria Stuart - kultur 53 - Januar 2009

Königinnenduell - Maria Stuart von Dacia Maraini im Kleinen Theater

Dass die englische Protestantin Elisabeth I. und ihre Gefangene, die schottische Katholikin Maria, bei allen Unterschieden zwei Seiten einer weiblichen Identität verkörperten, ist seit Schillers berühmtem Trauerspiel oft behauptet worden. Die 1936 in Florenz geborene Autorin Dacia Maraini, zeitweise eine engagierte Feministin, reduziert in ihrem Stück Maria Stuart das Königinnendrama auf die exemplarische Konfrontation zweier Frauen. Eigentlich sind’s sogar vier, denn Maraini lässt auch die Dienerinnen mitreden, in deren Augen sich das private Unglück der hohen Damen (beide in königlichem Purpur; schöne Kostüme von Anja Meyer) spiegelt. In der Regie von Volker Lippmann funktionieren diese Blickwechsel überzeugend. Verena Plangger ist die selbstbewusste, unnahbare Elisabeth und Marias besorgte, ehrliche alte Kammerfrau Kennedy. Juliane Ledwoch spielt die stolze, sinnliche Maria und Elisabeths jugendliche naive Kammerfrau Nanny. Die Begegnung der beiden Herrscherinnen ist ein schöner Traum von weiblicher Solidarität und Zärtlichkeit. Doch die Königinnen müssen Federn lassen. Der Boden ist bedeckt mit schneeweißen Daunenfedern (Bühne: Frank Joseph), was die Schritte der beiden Herrscherinnen sanft dämpft. Ab und zu werden Schillers Verse zitiert. Das fromme Ende der unheiligen Beziehung schauen sich Maria Stuart und Elisabeth Tudor schwesterlich im Heimkino an, bis der Henker das Beil hebt.

1 ¼ Std., keine Pause

Samstag, 02.01.2010

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