Spent Days Out Yonder / Continuous Replay / D-Man in the Waters - kultur 90 - November 2012

Dreiteiliger Tanz-Abend von der Bill T. Jones / Arnie Zane Dance Company in der Oper: Schwimmen auf unsichtbaren Wellen

Der kurze erste Teil des Bonner Gastspiels der New Yorker Compagnie war eher ein Appetit-Häppchen. Spent Days Out Yonder, zum ers­ten Mal in Deutschland gezeigt, ist eine leichtfüßige Erkundung der musikalischen Linien des zweiten Satzes von Mozarts Streichquartett Nr. 23, live gespielt vom Kölner Asasello-Quartett. Ein Allegretto, bei dem die Tänzer quasi die Noten verkörpern und pfiffig die Zeichen in die Luft schreiben, während sie mit eleganter Bodenhaftung die rhythmischen Figuren der Musik illustrieren.
Continuous Replay ist Arnie Zane gewidmet, dem 1988 verstorbenen Mitbegründer der Truppe, der das Stück als Solo für sich selbst kreierte. Sein Partner Bill T. Jones hat es zu einer Ensemble-Choreographie erweitert. Es gibt 45 streng abgezirkelte Gesten, die mit uhrwerkmäßiger Präzision wiederholt werden. Als ob jemand ständig die Replay-Taste drückte, kommen zur ersten Bewegung immer neue hinzu, überschneiden sich wie der elektronisch verzerrte Soundtrack von zwei Beethoven-Streichquartetten mit Geräuschfetzen und entwi­ckeln eine leicht enervierende Sogkraft. Am Anfang sind die Akteure dieser großen Gebärdenmaschine splitternackt; später mischen sich individuelle Variationen in den ewigen Fluss, in dem man zwar bekanntlich kein zweites Mal steigen kann, aber immer neu auftauchen. Das Stück ist eher ein philosophischer Essay über das immer Gleiche im Wandel der unbarmherzig fortschreitenden Zeit.
Richtig Spaß machte danach D-Man in the Waters, begleitet von Felix Mendelssohns Streichoktett op. 20, bei dem sich wie zuvor schon zum Asasello-Quartett das in Frankreich beheimatete Noga-Quartett gesellte. Eine gute halbe Stunde lang scheinen sich die Tänzer in einer Wasserwelt zu tummeln. Sie hechten durch die imaginären Wellen, rutschen bäuchlings über den glatten Boden, schwimmen auf dem Trockenen, tauchen prustend aus dem unsichtbaren Becken hoch und springen tollkühn ins kühle Nass, das sie zwar nur als Pfützenillusion behaupten, aber so erfrischend spielen, dass das hingerissene Publikum zum Herbstbeginn noch prickelnde Freibadgefühle entwickelte und geradezu sportlich applaudierte. E.E.-K.

Dienstag, 12.02.2013

Zurück

Merkliste

Veranstaltung

Momentan befinden sich keine Einträge in Ihrer Merkliste.


Letzte Aktualisierung: 25.04.2024 13:01 Uhr     © 2024 Theatergemeinde BONN | Bonner Talweg 10 | 53113 Bonn