The Four Seasons - kultur 83 - Februar 2012

"The Four Seasons ": Gastspiel von Spellbound Contemporary Ballet in der Oper –
Beseelte pure Schönheit

Seit Kurzem nennt sich die italienische „Spellbound Dance Company“ zu Recht Spellbound Contemporary Ballet, denn die ästhetischen Wurzeln dieser zauberhaft schön agierenden Truppe liegen im klassischen Ballett. Mauro Astolfi, der Gründer des exzellenten Ensembles, hat die traditionellen Bewegungslinien erweitert um körperlich expressive Spannungselemente und sensible tanztechnische Finessen. Die Jahreszeiten der Seele zeigt seine sensible Choreographie zu Antonio Vivaldis Vier Jahreszeiten. Dessen heile, transparente Klangwelt wird effektvoll angereichert durch elektronische Reminiszenzen an die barocke Harmonie. Der zeitgenössische italienische Komponist Luca Salvadori mixt seltene Instrumente wie Glasharmonika und Bassflöte, alte Melodien, populäre Rhythmen und Naturgeräusche in die Tonspur zu den zeitlosen Bildern vom Werden und Vergehen.
Vogelgezwitscher und plätscherndes Wasser markieren den Frühling. Auf einen großen weißen Würfel, der von den Tänzern ständig verschoben und verdreht wird, mal Haus und mal Strandgut, Fels oder Sarg ist, werden Bilder von Grashalmen und aufblühenden Knospen projiziert (wunderbares Multimedia- und Lichtdesign: Enzo Aronica und Marco Policastro), während sehnsüchtig ausgestreckte Arme nach fliegender Begattung geheimnisvoller Fruchtbarkeit begehren. Der Sommer schwelgt prachtvoll mit explosiven tänzerischen Hitzewallungen, bevor die Herbstnebel eine zarte Melancholie über die wirbelnde Lebensfreude gießen. Abschied ist angesagt, wenn ein realer Tänzer nur noch der schmerzlich verschwindenden Erscheinung seiner geliebten Partnerin begegnet. Das berührt zutiefst in der traumhaft schönen, motivisch raffiniert durchdachten und tänzerisch brillanten Vorstellung vom ewigen Kreislauf des Daseins.
Eisig klirren Winter-Violinen am Grab, aus dem bald neues Leben sprießen wird. Ohne Schrecken und Mühen, weil jedes Ende ein Anfang ist und ästhetische Virtuosität eine Qualität an sich. Das Bonner Publikum belohnte diesen schlicht überwältigend bewegenden Glücksmoment an zwei ausverkauften Abenden mit seligem Beifall. E.E.-K.

Mittwoch, 12.09.2012

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