Verliebt, verlobt..., verliebt - kultur 74 - März 2011

Hochzeit mit Hindernissen – Verliebt, verlobt..., verliebt im Contra-Kreis-Theater

Einen „Traum von Hochzeit“ (die gleichnamige Komödie des britischen Autors Robin Hawdon feierte 1995 im Contra-Kreis-Theater ihre umjubelte deutschsprachige Erstaufführung, weitere Stücke folgten) hat Jamies Mutter Ann vorbereitet. Die standesgemäße Inszenierung eines solchen Ereignisses ist in der britischen Upper Class schließlich keine Sache, die mal eben so arrangiert werden kann. Allein die Tischordnung beim Festessen erfordert höchs­te Sensibilität. Weil Ann wegen des Termins zur Sicherheit auch noch ihren privaten Astrologen konsultiert hat, kann eigentlich nichts mehr schief gehen. Den Sterndeuter möchte sie freilich am liebsten feuern, nachdem die Besetzung der Rolle des Bräutigams plötzlich unsicher geworden ist.
Verliebt, verlobt…, verliebt, heißt Hawdons neues Werk, das jetzt im Contra-Kreis seine Uraufführung erlebte – spritzig inszeniert von Theaterchef Horst Johanning, der das Stück (Originaltitel I do I do I do) zusammen mit seiner Tochter Jessica Hoffmann auch mit viel sprachlichem Witz übersetzt hat. In Anns schicker Villa (Bühne mit einer hübschen Andeutung von Park im Hintergrund: Sabine Weber-Schallauer) geht es in jeder Hinsicht großzügig zu. Anns wohlhabender Gatte weilt geschäftlich sowieso stets in der Ferne und meldet sich allenfalls mal per Telefon. Dafür steht Rodins berühmter „Denker“ im Salon und schweigt sich angesichts der pränuptialen Turbulenzen intensiv aus. Die temperamentvolle Sibylle Nicolai in der Rolle des energischen Familienzentrums Ann entspricht keineswegs dem Klischee der steiflippigen älteren Lady. Im eleganten schmalen Glitzerkleid (Kostüme: Anja Saafan) behält sie trotz kleiner hysterischer Anfälle die Situation einigermaßen im Griff. Obwohl ihr die Youngsters den Hochzeits-Masterplan ordentlich durcheinander wirbeln.
Die Heiratskonstellation ist günstig: Sohn Jamie, sympathisch verkörpert von Patrick Dollmann, lebt seit Jahren zufrieden mit Diana zusammen. Das Verhältnis in eine Ehe zu überführen, wäre nur logisch. Man kennt die erogenen Zonen des Partners ebenso genau wie seine Lieblingssocken und TV-Präferenzen. Völlig unproblematisch also, wenn als Trauzeuge nicht Jamies Freund Geoff (charmant: Fabian Goedecke) aufgetaucht wäre und die Braut an einen heimlichen leidenschaftlichen Seitensprung erinnerte. Natalie O’Hara als ernsthafte, gar nicht flatterhafte Diana zeigt echtes Herzflimmern angesichts von Geoffs überraschendem Liebesgeständnis und erwägt einen flotten Rollentausch bei den Protagonisten der nahenden Heiratszeremonie.
Dummerweise hat Dianas Schwägerin in spe, Jamies jüngere Schwester Holly (munter burschikos: Sina Haarmann in ihrer ersten großen Theaterrolle) ihren neuen Lover mitgebracht. Zwischen Tom (André Würde) und Diana funkt es sofort gewaltig. Holly nimmt’s gelassen; Ann ist irgendwann alles recht, was die Hochzeit nicht platzen lässt, auch wenn das glückliche Paar nicht wirklich zur Familie gehören sollte. Die jüngere Generation findet das fürsorgliche mütterliche Familientheater ohnehin ziemlich grauenhaft.
Diana saust hübsch verwirrt auf ihrer Gefühlsachterbahn herum, bis am entscheidenden Tag drei nette Ehekandidaten vor ihr stehen. Was soll sie wählen: erprobte Sicherheit, Liebeslust oder neue Abenteuer? Ob und wem sie ihr Ja-Wort gibt, wird hier natürlich nicht verraten. Insgesamt bleibt die amüsant konstruierte Herzprobe ziemlich schmerzfrei. Da­ran ändern auch die eingestreuten kleinen Zweifel an lebenslangen Bindungen und bürgerlichen Konventionen wenig. Ein locker präsentiertes Beziehungskistchen aus dem gehobenen Milieu mit sauberem Soap-Effekt.
E.E.-K.

Aufführungsdauer: ca. 2 ¼ Std., eine Pause
Im Programm bis: 10.04.11
Nächste Vorstellungen: täglich außer montags

Donnerstag, 17.11.2011

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