Schiller - ganz oder gar nicht (Euro Theater Central) - kultur Nr. 58 - 6/2009

Klassikhäppchen
Schiller - ganz oder gar nicht von Mirjam Barthel, Armin Jung, Carl Philip von Maldeghem im Euro Theater Central

„Und wenn die Muse heut (..) Ihr altes deutsches Recht, des Reimes Spiel, Bescheiden wieder fordert – tadelt’s nicht!“. Könnte ein Twitter von Friedrich sein, der in diesem Jahr 250 Jahre alt geworden wäre. Schiller lockt am bes­ten mit seinen eigenen Worten. Deshalb hat das Euro Theater Central sich entschieden für Schiller – ganz oder gar nicht. Das Stück von Mirjam Barthel, Armin Jung und Carl Philip von Maldeghem und natürlich Friedrich von Schiller (geadelt 1802) kam 2007 in Stuttgart heraus. In Bonn hat es Stefan Krause als Koproduktion mit „neuesschauspielkoeln“ inszeniert. Als schlichte Ausstattung reichen bewegliche weiße Ringteile, die sich leicht für diverse Schauplätze zurechtrücken lassen. Kaum Requisiten und Kostümaufwand: Schließlich geht es in der flotten Szenenreihe mit knapper Rahmenhandlung um Schillers Sprache pur. Und zwar werktreu, wobei an den wichtigsten Stellen treuherzig ein Schillerglöcklein bimmelt.
Trotzdem: Es geht nicht um eine Parodie wie beim englischen Komödienklassiker: Shakespeares sämtliche Werke, leicht gekürzt, sondern einfach um des Meisters Verse handlich zubereitet als Schiller-Smalltalk-Party-Häppchen. Doris Lehner, Hanno Dinger und Robert Christott, der nebenbei am Keyboard sanfte Götterfunken herbeiklimpert, räubern sich munter durch Kabale und Liebe, englische und spanische Gärten und politisch verminte europäische Schlachtfelder, greifen nach Wallensteinen und beißen in Tells sauren Apfel. Insgesamt sind’s über zwanzig Rollen, in die das Trio sich mit Feuereifer stürzt und es mit spielerischer Leichtigkeit immer wieder schafft, dass über allen Sentenzenschätzen „ein harmonisch hoher Geist“ ganz aktuell auf die Bühne weht.
Klar: Die Balladen dürfen nicht fehlen und gerinnen zur vergnüglich kompakten „Bürgschaft des Ritters mit dem Handschuh und der Taucherglocke“. Nur der französische Kollege Wolf Auguste, wer immer das sein mag, hat den Termin zum Werke, das sie ernst bereiten, wohl mal wieder verschlampt. Macht nichts: Auch Friedrich Schiller erhielt das Diplom, mit dem ihn die französische Nationalversammlung 1792 zum Citoyen ernannte, erst mit einigen Jahren Verspätung. „Es wächst der Mensch mit seinen größern Zwecken“ – und gegen manche schillernden Liebeserklärungen bleibt nur die Einsicht: „Ernst ist das Leben, heiter ist die Kunst“. Der bekömmliche McSchiller bleibt auf dem Spielplan und kommt auf Anfrage gern auch in Schulen. E.E.-K.

Aufführungsdauer: ca. 2 Std., eine Pause

Freitag, 26.02.2010

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