What a feeling II - kultur 66 - Mai 2010

Mitreissendes Rock-Musical: What a feeling II im Contra-Kreis-Theater

Als im Januar 2002 die „Love Cats“ mit dem Comedy-Musical What a feeling! den Contra-Kreis eroberten und das begeisterte Publikum sie erst nach 170 ausverkauften Vorstellungen wieder gehen ließ, blieb die Hoffnung, dass die sympathische Band nur eine Pause einlegte. Jetzt sind sie tatsächlich auf die Bühne zurück­­­gekehrt – ein wenig reifer, aber so temperamentvoll wie damals, als Alex seine alten Jugendfreunde zusammentrommelte, um wieder gemeinsam abzuro­cken. Es hat sich gelohnt: Der große Show-Erfolg ist nach acht Jahren harter Arbeit zum Greifen nahe. Und gerät leider ins Wanken, wenn Sängerin Marion mit ihrem Saxophon und dem Glück ihres Lebens kurz vor einem wichtigen TV-Auftritt plötzlich entschwindet. Womit wir schon mitten in der verrückten Geschichte von What a feeling II sind, die Horst Johanning jetzt mit viel spielerischer Raffinesse und herrlich ironischen Zwischentönen inszeniert hat.
Der musikalische Leiter Stephan Ohm (auf der Bühne Rainer am Keyboard) hat die Story um die bekannten Songs herum verfasst. Das Schöne dabei ist: Was (auf Englisch) gesungen wird, ist unmittelbarer Teil der Handlung. Es geht schließlich um eine Band. Das Beste freilich ist: Musiziert wird absolut ehrlich und live ohne Tonband und Playback. Das virtuose Ensemble aus erfahrenen Musical-Darstellern kann einfach alles und zeigt es – näher am Publikum als bei den üblichen großen Musicals – unwiderstehlich temperamentvoll. Allein das Casting für Marions dringend benötigte Nachfolgerin lässt jede DSDS-Show alt aussehen. Wie Nicole Rößler und Elisabeth Ebner da sekundenschnell von der skurrilen Esoterikerin zur hysterischen Traumschiff-Diva und von der netten Opernchoristin zur wilden Punklady mutieren, ist ein atemberaubendes Kunststück, das eine perfekte Logistik hinter den Kulissen erfordert (fantastische Kostüme: Anja Saafan).
Wenn auf den letzten Drücker nicht Diana (Elisabeth Ebner) aufgetaucht wäre, hätte es düs­ter ausgesehen in der alten Garage (Bühne mit beweglichem Instrumentenpodium: Pit Fischer), die den „Love Cats“ immer noch als Probenraum dient. Diana, hauptberuflich Kindergärtnerin, hat eine Superstimme, ist jung und ein „Sexy Thing“. Bandleader Alex (hervorragend wie beim ersten Mal: Leon van ­Leeuwenberg) engagiert sie vom Fleck weg. Etwas zu engagiert, findet seine Gattin Aylin (Nicole Rößler), die neben ihrer Mitgliedschaft in der Band auch noch Kinder und Haushalt am Hals hat.
Sänger Chris (Stephan Schill) ist nicht nur gut an der E-Gitarre, sondern auch im wirklichen Leben etwas zu schlau, steht also mit einem Bein ziemlich fest im Knast, was den „Jailhouse Rock“ plausibel, seine Probenpräsenz jedoch unsicher macht. Bassist Olli (Martin Pasching) besteht auf seinem schwulen Coming-Out, was dazu führt, dass alle Jungs nur noch hoffen: „We’ve gotta get out of this place“. Diana mag eigentlich den Drummer Nelson (Patrick Fa alternierend mit Stephan Schott), der ihr „Oops! I did it again“ aber nicht so ganz mitkriegt. Ist aber auch nicht so wichtig, denn es geht um die Show, bei der alle ihr Bestes geben müssen: „It’s time to come together“ – selbst wenn die Polizei schon vor der Tür steht. Die sieben schauspielerisch wie musikalisch gleichermaßen brillanten „Love Cats“ halten mit ihrer frisch und flott arrangierten Hitparade jedem Vergleich mit all den üblichen Cover-Revivals von ABBA bis Queen stand. Im kleinen Contra-Kreis ist man fast auf Tuchfühlung mit dem Ensemble und erlebt direkt, was „Let me entertain you“ bedeutet. Wer bei „It’s my life“ (die Songtexte stehen zum Nachlesen im Programmheft) nicht mitsingen mag, muss irgendwie das Ende des letzten Jahrhunderts verpennt haben. Der größere Rest tanzt hellwach zwischen den Stühlen: „Let’s celebrate…“ Wir sind Helden, und Partymuffel sollen woanders feiern! What a feeling II ist kein schaler Aufguss der ersten Revue, sondern ein intelligenter Spaß für Fortgeschrittene. Also nicht nur für Ü30-Party-Süchtige, sondern auch für Ü40ger und U20ger, die ein gutes Kuschelrock-Konzert zu günstigen Preisen haben möchten. Noch bis zum 6.Juni ­gibt’s gute Laune mit fetziger Musik und frechem Grips, bis die Hütte wackelt. Um Karten sollte man sich dennoch schnellstens bemühen. E.E.-K.

Aufführungsdauer: ca. 2½ Std., eine Pause
Im Programm bis: 6.06.10
Nächste Vorstellungen: tägl. außer montags

Montag, 07.02.2011

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