Fantom Freedom - kultur 64 - März 2010

Vertanzte Freiheit: Fantom Freedom in der Brotfabrik

Grenzen gab’s gestern. Überall auf dem Globus kann man telefonieren, im Internet kommunizieren und in der Flut der Informationen kollabieren. Der seit langem in Bonn lebende tschechische Choreograph und Tänzer Karel Van?k spielt in seinem neuen Stück ironisch mit den Phantomen der totalen Freiheit. Als er 1957 geboren wurde, flog die russische Hündin Laika in den Weltraum, was ihr Leben zwar schnell beendete, aber den Traum von der grenzenlosen Freiheit über den Wolken beförderte: „Durch die Fruchtblase hörte ich ihr Bellen. 1968 endete der Prager Frühling: Im Ferienlager hörte ich das Brummen der russischen Panzer.“ 1989 lebte er bereits im Westen und hörte in Marburg ein lautes Rumpeln: Die Mauer war weg.
Van?k verbindet diese biographischen Episoden mit witzigen Tanzfiguren. Zu seinem energiegeladenen Trio gehören außer ihm selbst die Litauerin Lina Puodžiukait?, mit der er 2008 schon bei seinem Stück Interiors zusammenarbeitete, und der in Bonn lebende Olaf Reinecke.
Da sausen sie als Versuchstiere auf allen Vieren durchs Himmelslabor, knallen gegen Wände und rappen den Sputnik. Sie bejubeln die Errungenschaften der sozialistischen Freiheit und ohrfeigen sich schließlich selbst. Sie klatschen und klopfen mit allen möglichen Körperteilen auf den Boden und dienen sich gegenseitig als Rhythmus-Instrumente. Und dann platzt jemand in den Tanzsaal und verkündet: „Kaffee ist fertig.“ Prompt sind die drei weg, und keiner weiß, ob’s weitergeht. Ist das jetzt die ultimative Freiheit? Was fangen die allein gelassenen Zuschauer an, wenn die Bühne leer ist, und das Saallicht trotzdem nicht angeht? Überraschende geistige Irritationen sind ebenso wenig ausgeschlossen wie verrückte Leibesübungen bei dieser humorvoll frechen, tänzerisch kraftvollen Freiheitserforschung. Macht Spaß wie Van?ks abgrundtiefe Bluesröhre beim Show-Down nach der – natürlich inszenierten – Kaffeepause. Und irgendwo zirpt immer ein Handy, weil wir ja im Netz so fürchterlich frei sind… E.E.-K.

Aufführungsdauer: ca. 1½ Std., keine Pause
Nächste Vorstellungen: 24.+25.02.10

Samstag, 05.02.2011

Zurück

Merkliste

Veranstaltung

Momentan befinden sich keine Einträge in Ihrer Merkliste.


Letzte Aktualisierung: 19.04.2024 13:01 Uhr     © 2024 Theatergemeinde BONN | Bonner Talweg 10 | 53113 Bonn