Aladin und die Wunderlampe - kultur 52 - Dezember 2008

Orientalischer Märchentraum - Aladin und die Wunderlampe im Jungen Theater

Wenn irgendwann ein fliegender Teppich vorbei schwebte, würde man sich auch nicht mehr wundern. So zauberhaft ist die Ausstattung der Geschichte von Aladin und die Wunderlampe, einem der bekanntesten Märchen aus Tausendundeiner Nacht im Jungen Theater Bonn. Ein großes Zelt aus farbigen Stoffbahnen (Bühne: Laurentiu Tuturuga) ist mal die bescheidene Behausung von Aladin und seiner Mutter, mal eine gefährliche Höhle und mal der prächtige Sultanspalast. Eine Augenweide sind auch die leuchtend bunten Kostüme von Annemie Clevenbergh, die damit ihr Debüt als Kostümbildnerin gibt.
Andreas Lachnits Inszenierung in einer neuen Textfassung von Moritz Seibert und Timo Rüggeberg holt bei allem optischen Orientzauber die Erzählung dennoch nah an Gegenwart. Das gelingt nicht zuletzt durch die mitreißenden Songs, die Stephan Witt komponiert und überwiegend auch selbst getextet hat. Es ist ein großes Kindermusical, das munter mit den jugendlichen Sehgewohnheiten spielt und lustvoll ironisch TV-Klischees zitiert. Unter der musikalischen Leitung von Valerie Simmonds, die auch für die schwungvolle Choreographie gesorgt hat, wird zwar nicht immer ganz perfekt gesungen. Aber vom ganzen Ensemble – diesmal sind nur die erwachsenen Profis beteiligt – mit solch spielerischem Elan, dass es einfach Spaß macht.
Seinen Spaß möchte auch der junge Aladin (Julian Tejeda) haben, frei sein, beliebt und glücklich: „Ich hab diesen Traum, mir die Welt von oben anzuschauen“. Worauf allerdings wenig Hoffnungen bestehen angesichts des Geschimpfs, mit dem er von seiner Mutter (Giselheid Hoensch) anfangs überhäuft wird. Nur Prinzessin Jamila (Nathalie Rénaud-Claus) scheint was übrig zu haben für diesen „Tagedieb“ und „Taugenichts“. Und der plötzlich auftauchende reiche Onkel, der sich schnell als böser Zauberer entpuppt (schön zwielichtig: Jan Herrmann). Doch Aladin hat Glück, entdeckt das Geheimnis der begehrten Wunderlampe und den darin wohnenden Lampengeist Dschinni. Sören Ergang mit riesigem Turban ist dieser sympathische Geist, der fast alle Wünsche erfüllen kann und immer im rechten Moment aus einer Nebelwolke mit einem fröhlichen „Hallöchen“ auftaucht. Mit einem herbei gezauberten Festmahl, bei dem sich locker „Gänseleber“ auf „Wackelpeter“ reimt, gibt er eine erste Probe seines Könnens. Klar, dass Aladin schließlich auch den Sultan (Peter Devo Neumann) davon überzeugen kann, dass er der richtige Bräutigam für seine hübsche Tochter ist. Wobei die Hochzeit hier allerdings noch längst kein Happy-End ist.
Denn der Zauberer und der ehrgeizige, hinterhältige Großwesir (irre komisch: Andrea Brunetti) schmieden geniale Pläne: „Ich krieg meine Lampe, und du die kleine Sch…“. Die Palastrevolution ist fast perfekt, doch glücklicherweise gibt es Dschinni und ab und zu eine niedlich über die Bühne surrende putzige kleine Maus.
Und der alte Menschheitstraum von der unbegrenzten Wunscherfüllung bleibt eine Märchenfantasie. Ein Lampengeist kann zwar zentnerweise Gold und Edelsteine und Scharen von tanzenden Kamelen (ein witziges Stockpuppen-Ballett!) herbei schaffen, aber bei den immateriellen Werten endet seine Macht. Zuneigung und wirkliche Anerkennung muss man sich schon selbst erobern. Außerdem möchte ein sehr menschlicher Dschinn nicht ewig in einer Lampe hocken. Eine schlichte Botschaft in einem äußerst vergnüglichen Märchen-Musical! E.E.-K.

Aufführungsdauer: ca. 1¾ Std., eine Pause
Nächste Aufführung: 7.12.08-15 Uhr
Im Programm bis: ?????
Für Zuschauer ab 5 Jahren

Freitag, 18.12.2009

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