Killer Loop - kultur 51 - November 2008

Mordslustig - Killer Loop von CocoonDance im Ballsaal

„It’s always the same and it’s always different“, zitiert das Programmheft aus dem Film Henry, Portrait of a Serial Killer. Das Phänomen ‚Serienmörder’ hat die Choreographin Rafaële Giovanola zu ihrem neuen Stück Killer Loop angeregt. Es geht dabei weniger um die Gewalt selbst als um das Prinzip der Serialität, die Wiederholung als Glücksversprechen. Also etwas, was unsere Gesellschaft von den Fernsehserien bis zur Sucht nach immer aufregenderen Erlebnissen umtreibt.
Im Zentrum steht die Geburtstags-Party aus der belgischen Mediengroteske „Mann beißt Hund“ – eine harmlose kleine Szene wie aus einer TV-Soap. Sie wird tänzerisch virtuos wiederholt, mal beschleunigt, mal verlangsamt, mal im Rückwärtsgang, bis sich dieser komische Effekt aus Vorhersehbarkeit und Überraschung einstellt, der zu den Gesetzen des Lustspiels gehört.
Und es ist unverschämt lustig, wie das exzellente Ensemble (Viviana Escalé, Volkhard Samuel Guist, Martin Inthamoussú, Juray Korec und Erich Rudolf) zu der minimalistischen Musik von Jörg Ritzenhoff als „Natural Born Killers“ oder Madonna-Parodie jeder Wiederholung neue Stimmungen und irrwitzige körpersprachliche Varianten abgewinnt. Raffiniert verdoppelt wird das durch Video-Rückblenden oder gleichzeitige Einspielungen von der Handkamera, die den Blick auf Details lenkt und die Fiktionalisierung der Wirklichkeit auf die Spitze treibt.
Die moralische Verurteilung von Serienmördern ist schlicht nicht das Thema dieses hochintelligenten Tanztheaters, das leichtfüßig mit den Gesetzen der Serie spielt und das Ungeheuerliche mit bösem Witz unterläuft. Am Ende wird allerdings doch scharf geschossen. Eine glänzende Aufführung, die durchaus Wiederholungstäter anlocken könnte!

Noch zu sehen am 20. und 21. November. Am 27. und 28. November nimmt CocoonDance im Ballsaal seine hinreißende Interpretation von Mozarts Oper così fan tutte wieder auf. Real-Lies – Cosìfantutte in der Choreographie von Rafaële Giovanola ist eine höchst reizvolle Reflexion über Wahrheit und Täuschung und die Illusionen der Liebe und des Theaters. E.E.-K.

Aufführungsdauer: ca. 1¼ Std., keine Pause
Letzte Vorstellungen: 27.+28.11.08

Dienstag, 12.01.2010

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