Die Geschichte von Lena - kultur 80 - November 2011

Die Geschichte von Lena im Theater Marabu: Mobbing kann sehr wehtun

Soll man’s als Märchen erzählen oder als Horrorstory: „An einem düs­teren, nebligen Novembermorgen, an dem man sich am liebsten unter der Bettdecke verkrochen hätte…“? Die jungen Schauspieler Julia Rehn und Bene Neustein scheinen erst mal nach einer Form zu suchen für Die Geschichte von Lena, aufgeschrieben von dem dänischen Autorenduo Michael Ramløse und Kira Elhauge. Sie sprechen ihr Publikum damit direkt an und holen es ab bei den TV-Gewohnheiten.
Sie spielen in der Regie von Hannah Biedermann, selbst ein Gewächs der Jungen Bühne des Theaters Marabu und inzwischen Hochschulabsolventin, alle Rollen in der vertrackten Geschichte, die ganz harmlos begann. Wunderschöne Sommerferien in Schweden hat die zehnjährige Lena mit ihren Eltern erlebt. Nur ihre beste Freundin Maria konnte diesmal nicht mitkommen, weil Lenas großer Bruder Klaus ein Zimmer in der bescheidenen Holzhütte – ohne Strom, Wasseranschluss, Handy-Empfang und Internet – beanspruchte. Maria war sauer, dass sie zu Hause bleiben musste. Spielen mit der blöden Sophie oder der hochnäsigen Patrizia – welche Zumutung!
Lena hat Maria täglich Briefe geschrieben und herrlich anschaulich berichtet vom einfachen Leben mit Plumpsklo, Barfuß-Wandern über Kuhfladen und Würmersammeln fürs Angeln im traumhaft klaren See. Hübsch anschaulich wird das auf der Bühne präsentiert mit fiesem Matsch in gelben Gummistiefeln und dampfenden Fischstäbchen (Klaus fing leider nur vergrätete Hechte) auf dem Gaskocher. Natürlich wird der Spaß live gefilmt oder auf verwackelten Standfotos festgehalten. Von Mikros machen sie ebenfalls munteren Gebrauch, weil ohne die übliche Technik kaum noch jemand zuhört.
Nach den Ferien will plötzlich niemand in der Klasse mehr Lena zuhören. Neben Maria sitzen nun die zuvor verschmähten Mädchen, und alle lachen über Lenas Briefe. Vergnügt in Scheiße getreten sei sie und habe wochenlang nicht mal eine ordentliche Dusche gehabt. Alle sind sich einig: Lena stinkt! Mit der kann man nicht mehr spielen oder reden. Da kann sie so tapfer mit ihrem (natürlich auch stinkenden) Springseil hüpfen, wie sie will. Lena wird von allen geschnitten und bei jeder Gelegenheit übel gedemütigt. Keiner kommt zu ihrer liebevoll vorbereiteten Geburtstagsfeier. Selbst ihr Schwarm Tobias muss klein beigeben, um von der Klasse nicht auch noch gemobbt zu werden. Lehrer und Eltern merken kaum, wie Lena angesichts der bösen Machenschaften ihrer ehemaligen Freundin leidet und schließlich angesichts der kollektiven Missachtung die Notbremse zieht. An einem düsteren, kalten Novembermorgen ist ihr Bett leer… Aber ein gescheites Mädchen wie Lena gibt nicht auf.
Berichtet wird ihre Geschichte trotz aller sensiblen Ernsthaftigkeit im Umgang mit dem aktuellen Thema mit viel einfallsreichem Spielwitz. E.E.-K.
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Spieldauer ca. 1 Stunde, keine Pause.
Die nächsten Termine: 28.11. // 29.11. // 6.12. // 7.12.
Geeignet für Zuschauer ab 8 Jahren.

Donnerstag, 16.02.2012

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