Violet Kid / Ten Duets on a Theme of Rescue / Hubbub - kultur 80 - November 2011

Gastspiel des Cedar Lake Contemporary Ballet in der Oper: Tanz zwischen Lebenslust und Todesangst

Die renommierte New Yorker Truppe eröffnete Ende September mit ihrem Gastspiel nicht nur die beliebte Bonner Reihe der „Internationalen Tanz-Highlights“, sondern auch ihre eigene Saison. Und das gleich noch mit einer Uraufführung: Violet Kid von Hofesh Shechter. Es ist ein rabiater Überlebenskampf, in dem jeder gegen alle anderen antritt. Wer in diesem ungeheuer schnellen Bewegungswirbel aus der Reihe tanzt, hat verloren. Anderssein ist nicht erlaubt in einer mechanisierten Welt, in der der aufrechte Gang kaum noch erlaubt ist. Mit fabelhafter Körperbeherrschung ließen die 14 Ensemble-Mitglieder im lässigen Alltagsoutfit das Getriebensein von undurchschaubaren Mächten eine gute halbe Stunde lang – von einer Komposition des israelischen Choreographen für Cello, Violine und Kontrabass live begleitet – Revue passieren.
Eher leichtfüßig kamen die Ten Duets on a Theme of Rescue der Amerikanerin Crystal Pite daher. In knapp 20 Minuten werden zehn kleine Geschichten präsentiert. In allen geht es um mögliche, verpass­te oder verweigerte Sicherheiten. Hochdramatisch und manchmal umwerfend skurril, denn nicht jeder strebt nach Rettung in diesen tänzerisch brillanten Studien über Anziehung und Abstoßung, die klassische Bewegungsmuster virtuos zitieren.
Auf diese eher leisen Rückzugsgefechte folgte das turbulente Hubbub des jungen Schweden Alexander Ekman. Die Tänzer posieren auf hohen Podesthockern, formieren sich ständig neu in bizarren Gruppenritualen und gehorchen mehr oder weniger einem Sprecher vom Band, der ungerührt die postmoderne Tanz- und Körpertheorie ableiert, während im Hintergrund eine klappernde alte Schreibmaschine Endlospapier ausspuckt. Unheimlich komisch sind die boshaften inneren Monologe eines Paars beim kräftezehrenden Pas de deux, ein bisschen albern die Vorstellungen der „Participants“ mit ihren individuellen Ma­cken. Natürlich ist die Schwerelosigkeit der Tanzenden pure Illusion und in Wirklichkeit nur ein Spiel mit Muskeln, Sehnen und Knochen. Das intelligente Spiel mit der Selbstbezüglichkeit des Tanzes machte Vergnügen, großen Beifall ernteten vor allem die exzellenten Tänzerinnen und Tänzer. E.E.-K.

Dienstag, 14.02.2012

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