Gardenia - kultur 70 - November 2010

Gardenia with love

Die alten Herren sind Damen, nur nicht als Frauen geboren. Die einzige ‚richtige’ Frau singt mit männlicher Stimme. Ein schöner junger Mann tanzt verzweifelt mit allen wie ein Bote der Vergänglichkeit. Die transsexuellen Menschen, die die weltberühmte Compagnie ­C de la B in ihrer neuesten Produktion unter der Leitung des Choreographen Alain Platel auf die Bühne gebracht hat, sind Lebens-Schauspieler. Gardenia, konzipiert von der als Mann zur Welt gekommenen Vanessa Van Durme, die in Belgien ganz normal große weibliche Rollen spielt, ist virtuoses Bewegungstheater. Das Gastspiel des auf diversen Festivals hymnisch gefeierten Stückes war deshalb in den Kammerspielen am richtigen Ort. Es hat mit exotischen Randgruppen weniger zu tun als mit einsamen Menschen, die mutig ihr Anderssein behaupten und damit viel über die allgemeine Angst vor dem Alter und dem Verlust der mit allen Mitteln zu erhaltenden Schönheit erzählen. Sie sind schamlos heiter und vital, wagen zu Ravels Bolero mit schrillen Kostümen und Perücken irre Tanzschritte und haben immer ihre Show-Vergangenheit im Rücken. Sie sind komisch narzisstisch, aber nie tuntig. So viel tragische Hoffnung ist selten und übertrug sich spontan aufs begeisterte Publikum. E.E.-K.

Montag, 21.03.2011

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